: The man you love to hate
Besonderer Otto Normalverbraucher: Eine Hommage an den erstaunlich beweglichen Gert Fröbe im Metropolis
Natürlich wird der junge Sean Connery als Agent 007 auch mit einem wie ihm spielend fertig. Aber dass Goldfinger bis heute zu den besten James-Bond-Filmen gezählt wird, hat ganz entscheidend mit Gert Fröbe zu tun, dem das Metropolis jetzt eine Retrospektive widmet. Fröbe ist in Goldfinger nicht nur ein erstaunlich beweglicher „heavy“, sondern er strahlt genau jene teutonische Härte und Durchtriebenheit aus, die fast überall auf der Welt so gut ankommt. „The man you love to hate“ – ein Rollen-Typus, den Erich von Stroheim in Stummfilmtagen einst kreiert hatte.
Als dieses Bond-Abenteuer Fröbe 1964 weltweit bekannt machte, da war der in Zwickau geborene Mime (seinen sächsischen Akzent legte er nie ganz ab) schon Anfang 50 und hatte bereits in etwa 70 Filmen mitgespielt: in einzelnen Co-Produktionen wie Orson Welles‘ Mr. Arkadin, Die Helden sind müde von Yves Ciampi oder dem Zweiten-Weltkriegs-Film Der längste Tag hauptsächlich im deutschen Nachkriegsfilm. Davor hatte der gelernte Bühnenmaler bei Erich Ponto Schauspiel studiert, an mehreren Theatern gespielt und war mit seinen Christian Morgenstern-Interpretationen aufgetreten.
Dass Fröbe sich seine füllige Gestalt erst nach und nach zulegte, beweist Berliner Ballade von 1948. Mit stark kabarettistischem Einschlag drehte Robert A. Stemmle diese vergleichsweise genaue Bestandsaufnahme der ersten Nachkriegsjahre. Als „Otto Normalverbraucher“ bemüht sich Fröbe hier als gerade aus der Gefangenschaft Zurückgekehrter, in der Nachkriegsrealität Fuß zu fassen.
Zehn Jahre später, in Es geschah am hellichten Tag, hatte Fröbe dann die Gestalt, die man eigentlich bis heute kennt. Die Darstellung des von Friedrich Dürrenmatt ersonnenen Kindermörders kann als seine bewegendste gelten. Fast wie bei Peter Lorre in Fritz Langs M wird bei ihm hinter dem Diabolischen eine geschundene Seele und eine große Sanftheit spürbar. Seinen Widerpart als Kommissar spielte Heinz Rühmann. Dass Fröbe dieses Rollenfach ebenfalls beherrschte, bewies er in drei Dr. Mabuse-Filmen, von denen Werner Klinglers achtbares Remake von Fritz Langs Das Testament des Dr. Mabuse gezeigt wird.
Nicht vergessen werden soll natürlich das große komödiantische Talent, das Gerd Fröbe in so vielen Filmen bewies. Das Metropolis zeigt exemplarisch seine Karikatur eines preußischen Oberst in Ken Annakins Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten. Eckhard Haschen
Berliner Ballade: heute + morgen, 16 Uhr; Es geschah am hellichten Tag: 8., 11. + 13.2., 17 Uhr + 9.2., 19 Uhr; Das Testament des Dr. Mabuse: 14., 15., 17. + 18.2., 17 Uhr; James Bond – Goldfinger: 20.2., 19 Uhr, 21. + 23.2., 21.15 Uhr + 27.2., 21.45 Uhr; Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten: 22. + 23.2., 17 Uhr, Metropolis