was macht eigentlich ... … Elton John?

No song, no war

Für seine spontane Solidarität und Anteilnahme ist Sir Elton John bekannt. Als 1997 die „Prinzessin der Herzen“ starb, modelte er sein „Candle in the Wind“ –ursprünglich für Marilyn Monroe komponiert – geschwind in ein Lied für Lady Diana um und schluchzte sich so in die Herzen der Fans. Auch in Berlin. Als er am Dienstagabend kam, um sich die Goldene Kamera für sein musikalisches Lebenswerk abzuholen, bekamen ihn seine Verehrer allerdings nicht zu Gesicht. Er hatte sich bereits Stunden vor der Gala durch den Hintereingang ins Schauspielhaus am Gendarmenmarkt gemogelt. Dabei glänzte er dort noch nicht einmal mit Popstarqualitäten, denn ihm fehlte die Stimme. Sichtlich heiser bedankte er sich für den „Lifetime Achievement in Music Award“ und bewegte zu einem Song aus der Konserve bloß die Lippen.

Zu verstehen war die Botschaft, die er Deutschland zu überbringen hatte, dann doch: „Well done, Germany“, krächzte er ins Mikrofon und spielte damit auf das entschiedene Nein der Bundesregierung zum Irakkrieg an. Um sich unmissverständlich als Friedensliebender auszuzeichnen, trug er seine Gesinnung an einer dicken silbernen Kette um den Hals gehängt. Ein großes Peace-Zeichen zierte sein Dekolletee und strahlte mit seinem glitzernden, schwarzen Anzug um die Wette. Während all die anderen Stars und Sternchen noch stundelang mit Nichtigkeiten glänzten, war Oberpeacenik Elton längst wieder nach London gedüst. Warum auch lange bleiben, wenn ganz spontan, längst alles gesagt ist. AC FOTO: AP