Eine haarige Angelegenheit

Wer sich seine Haare chemisch selber tönt, lebt womöglich gefährlich. „Öko-Test“ empfiehlt als Alternative pflanzliche Färbemittel. Mit 16 von 22 untersuchten Produkten kann man sich ganz unbesorgt den Haarschopf verschönern

Mode kann weh tun – das nehmen viele ja noch in Kauf, die ihrem Gegenüber nicht sich selbst, sondern ein Bild von sich selbst präsentieren wollen. Aber wie weit geht die Lust am eigenen Abbild? Wer sich die Haare tönt, sieht schöner aus, versteckt das Alter und macht sich somit attraktiver – suggerieren zumindest die Werbefilmchen für Haartönungen. Und mitunter mag das sogar stimmen. Wie hoch der Preis dafür sein kann, untersuchte die Verbraucherzeitschrift Öko-Test. Die Tester nahmen 35 Produkte aller namhaften Hersteller unter die Lupe und stellten fest: „In allen stecken gesundheitsschädliche Chemikalien.“ Das war zu vermuten.

Dabei kommt es nicht darauf an, was die Mittel kosten. Unter den 34 Tönungen mit der Note „ungenügend“ wurden sowohl teure für mehr als elf Euro eingekauft (Goldwell Colorance Soft Color Schaumtönung, 6 KR, Granatapfel, sowie jene mit der gleichen Bezeichnung, jedoch 4-G, Kastanie) als auch sehr billige für kaum 1,30 Euro (Wella, Viva Color Reflex, 64, Kupfer, sowie Viva Color Reflex, 55, Mahagoni). Das einzige bessere immerhin, laut Öko-Test aber auch noch „mangelhafte“ Produkt lag preislich genau im Mittelfeld und kostete zum Zeitpunkt des Einkaufs 5,10 Euro (Wella Color Fresh Easy Tönungsliquid, 4/0 mittelbraun).

So verzichtete kein Hersteller den Angaben zufolge „auf Farbstoffe, die krebsverdächtige aromatisch Amine enthalten“. Auch hätten in „fast allen Tönungen“ halogenorganische Verbindungen gesteckt, die Allergien auslösen könnten. In neun Färbemitteln fand man Resorcin, das „in Versuchen die Chromosomen menschlicher Blutzellen verändert“. Öko-Test rät demzufolge „von der Tönung des ganzen Schopfes“ mit chemischen Mitteln „schlichtweg ab“. Denn dabei gelangten die bedenklichen Stoffe auch auf die empfindliche Kopfhaut. Und: Je dunkler der Farbton, desto bedenklicher seien meist die Inhaltsstoffe der Tönungen. Allenfalls Strähnchen seien „gerade noch akzeptabel, weil die Kopfhaut in der Regel durch eine Kappe abgedeckt“ werde. Auch Hinweise wie „ohne Ammoniak“ oder „ohne Oxidationsmittel“ garantierten „keine Unbedenklichkeit“. So rieche Ammoniak zwar streng, sei aber „weniger schädlich als die eingesetzten Farben“.

Als Alternative, so der Tipp von Öko-Test, böten sich pflanzliche Haarfarben an. Sie sind heute gar nicht mehr so schwer zu bekommen wie noch vor einigen Jahren. „Naturkosmetik-Fachgeschäfte bieten eine ganze Reihe unterschiedlicher Farbtöne aus pflanzlichen Rohstoffen an“, fanden die Experten heraus. Im Angebot seien Goldblond über Braun bis Schwarz sowie Modetöne wie Kastanie, Mahagoni oder Kirsch. Dabei seien vor allem die rotfärbenden Blätter des Henna-Strauches noch immer Bestandteil vieler Produkte. In Verbindungen mit anderen Pflanzenstoffen wie Walnussschalen, Rhabarberwurzel, Kamille, Holunderbeeren, Hibiskus oder Kaffee ließen „sich damit ganz unterschiedliche Farbnuancen erzielen“. Im Gegensatz zu chemischen Färbungen, die in die Haarstruktur eindrängen, lagerten sich Pflanzenhaarfarben „wie ein Film um das Haar herum an“. Da sie nur mit Wasser angemischt und aufgetragen würden, entstünden auch keine Geruchsbelästigungen.

22 solcher Produkte hat Öko-Test unter die Lupe genommen – allerdings bereits im Jahr 2000. Der Test ist (per Faxabruf) jedoch immer noch verfügbar. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: „Mit 16 Produkten kann man sich unbesorgt den Haarschopf verschönern“, so Öko-Test. Unter den empfehlenswerten Anbietern sind Produkte von Basler, Biokosma, Laboratories Sipa, Schwarzkopf, Logona, Sante, Müller Drogeriemarkt, Spinnrad und Body Shop. ANDREAS LOHSE

Das Testergebnis der pflanzlichen Haarfärbemittel nebst Tipps zum Färben bekommt man per Faxabruf unter (01 90) 1 42 04 33 97 (62 Cent/Minute, 6 Seiten). Die getesteten chemischen Produkte findet man im Öko-Test-Jahrbuch 2003, Bestellung unter (0 18 05) 39 39 33, 8,90 € zzgl. 1,80 € Versand.