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Archiv-Artikel

Das Schweigen des Rammbocks

Heute berät der Senat der Fachhochschule Oldenburg-Ostfriesland-Wilhelmshaven über die Abwahl ihrer Präsidentin. Dabei steht die Groß-FH ohnehin vor einer ungewissen Zukunft, seitdem über ihre Aufspaltung diskutiert wird

Oldenburg ist in diesen Zeiten kein guter Ort für Hochschul-Präsidenten. Während sich die Stadt im kommenden Jahr mit dem Titel „Stadt der Wissenschaft“ schmücken will, rumort es in den Hochschulen gewaltig.

Das Büro des Uni-Präsidenten ist verwaist, nachdem Amtsinhaber Uwe Schneidewind zurückgetreten ist. Hochschulrat und Akademischer Senat sahen ihn als untragbar an.

Nun geht es an der Fachhochschule Oldenburg-Ostfriesland-Wilhelmshaven ähnlich turbulent zu; in der heutigen Senatssitzung soll über die Abwahl der FH-Präsidentin Vera Dominke beraten werden. Beantragt hat diesen Schritt die am Emder FH-Standort ansässige Wirtschaftsprofessorin Heike Nolte-Ebert. Warum sie das getan hat, will sie nicht sagen. Weniger noch: „Es gibt keine Nachricht“, sagt sie. Sollte der Senat die Abwahl als geboten erachten, würde dieser Schritt in einer weiteren Sitzung des Gremiums vollzogen. Das sei dann eine Nachricht wert. Nur soviel verrät sie dann doch: „Solch einen Antrag stellt man nicht alleine, also ohne vernetzt zu sein und zu wissen, dass man damit auf breite Zustimmung trifft.“

Vielleicht vor allem am Emder Standort der FH, die im Jahr 2000 durch die Fusion mehrerer Standorte zur größten FH Niedersachsens geworden ist? Dass hinter dem Abwahlantrag eine Art Emder Verschwörung steht und Nolte-Ebert als Rammbock fungiert, vermuten die studentischen Vertreter des Senats.

Von Emden aus werde Dominke seit ihrem Amtsantritt im September 2006 gemobbt, sagt der studentische Vertreter des RCDS im FH-Senat, Matthias Christian Bullmahn. Er vermutet späte Rache an Dominke, die die Wahl gegen die damalige Präsidentin Anne Friedrichs gewonnen hatte, die in Emden lehrt.

Außerdem wirft Bullmahn Emden eine Verzweiflungstat aus Existenzangst vor: Seitdem der niedersächsische Wissenschaftsminister Lutz Stratmann (CDU) laut über die Restrukturierung der Groß-FH mit eventueller Defusionierung nachgedacht habe, grassiere in Emden die Angst vor dem Rutsch in die Bedeutungslosigkeit – gerade des Fachbereichs Wirtschaft, der inzwischen deutlich hinter dem gleichfalls zur FH gehörenden Fachbereich Wirtschaft in Wilhelmshaven zurückbleibe. Denkbar sei auch die Angliederung Emdens an die FH in Osnabrück oder in Lingen, was für Emden wohl eine Horrorvorstellung sei, wie Bullmahn vermutet. Die drei studentischen Vertreter im Senat verabscheuten das Vorgehen Nolte-Eberts, sagt er, zumal der Antrag bislang ohne schriftliche Begründung eingebracht worden sei.

Selbst die Senatsmitglieder wissen also nicht, warum Dominke weichen soll, wo doch die Zukunft der FH gerade jetzt vernebelt ist. Bullmahn: „In zehn Wochen wird die Strukturkommission bekannt geben, was aus der FH wird, das ist der falsche Zeitpunkt für diesen Schritt.“

Dominke selbst sagt, der Antrag habe sie nicht überrascht, entsprechende Tendenzen habe es aus Ostfriesland schon länger gegeben. Sie sehe dem Antrag gelassen entgegen.

FELIX ZIMMERMANN