zahl der woche : 13 Billionen US-Dollar „vernichtet“
Börsendrama hat auch ein Ende
Aktien? Überzeichnungen? Gewinne? War da mal was? Interessiert sich heute außer dem Deutschen Aktieninstitut und der Deutschen Börse noch jemand dafür, die so genannte Aktienkultur hochzuhalten? Drei Jahre in Folge sind alle internationalen Börsen gefallen. 13 Billionen US-Dollar haben die dort notierten Unternehmen an Wert verloren, das sind 2.000 US-Dollar pro Kopf der Erdbevölkerung, 2.000 US-Dollar pro Mann, Frau und Kind, die „vernichtet“ worden sind. Kein Wunder, dass die meisten Menschen, die sich kurzzeitig der Spekulationseuphorie ergeben hatten, nichts mehr mit dem Thema zu tun haben wollen.
Anders steht es um Finanzwirtschaftler und Analysten, für die der historische Absturz der Weltbörsen mindestens so spannend ist wie der Aufstieg. Schließlich geht es ihnen weniger um den schnellen Gewinn oder die gute Geldanlage als vielmehr um den Mechanismus hinter dem Auf und Ab.
Einen neuen Versuch, diesem auf die Schliche zu kommen, stellt das „Global Investment Returns Yearbook“ dar, das Londoner Finanzexperten unter Schirmherrschaft der ABN Amro-Bank zusammengestellt haben. Als ernsthafte Wissenschaftler schicken die Autoren eins allerdings gleich vorweg: „Historische Präzedenzfälle sagen absolut überhaupt nichts aus über das zukünftige Verhalten der Märkte.“
Die Experten, die Daten aus 103 Börsenjahren untersucht haben, kommen schließlich doch zu Tröstlichem: So haben die US-Börsen eine jährliche Wertsteigerung von 6,3 Prozent über der Inflationsrate verzeichnet. Die europäischen waren nicht ganz so erfolgreich, doch auch die britischen Börsen, die die Autoren exemplarisch untersucht haben, kommen auf einen jährlichen Zuwachs von 5,2 Prozent oberhalb der Inflation. Festverzinsliche Wertpapiere erreichten im gleichen Zeitraum nur ein jährliches Plus von 1,3 bis 1,9 Prozent.
Und noch eine Zahl lässt hoffen: Im letzten Jahrhundert sind die Börsen in 38 Jahren abgerutscht, in 62 Jahren dagegen gestiegen. Also liegen die Chancen aktuell gar nicht so schlecht. Rein statistisch gesehen, natürlich. BEATE WILLMS