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Archiv-Artikel

Neue Gesamtschule? CDU sagt nein

Die SPD scheitert mit ihrem Plan von einer integrierten Stadtteil-Schule in Kattenturm an der CDU. Die zitiert Bildungssenator Lemke (SPD), Bremen dürfe schulpolitisch keine Insel sein, und fügt genüsslich hinzu: auch nicht nach der Niedersachsenwahl

Von K.W.
Manchmal glaubt die SPD, sie würde hier noch allein regieren, schimpft RohmeyerSeit dem CDU-Sieg in Niedersachsen macht die Bremer CDU kaum noch Zugeständnisse

taz ■ „Manchmal glaubt die SPD, sie würde hier noch allein regieren“, empört sich Claas Rohmeyer, Bildungspolitiker der CDU. Für den 23. Januar hat Bildungssenator Willi Lemke (SPD) eine Beschlussvorlage auf die Tagesordnung der Bildungs-Deputation gesetzt, die den CDU-Mann ärgert: Da soll eine neue Gesamtschule eingerichtet werden. Standort: Theodor-Billroth-Straße in Kattenturm. „Solche Schnellschüsse gehen mit uns nicht“, sagt der CDU-Vertreter, das habe er dem Ressort schon klar gemacht. In der Beschlussvorlage sei nicht einmal erläutert, welche Auswirkungen die neue Schule auf die benachbarten Standorte haben könnte und ob genügend Räume in der Theodor-Billroth-Straße für eine zweizügige „Integrierte Stadtteilschule“ reichen würden. Offenbar klar sei für das Bildungsressort dagegen, dass die neue Schule das Privileg kleiner Klassen (Richtfrequenz 25) haben solle – wie alle Gesamtschulen.

Eigentlich war zwischen den Koalitionspartnern geklärt: In der Bildungspolitik sollte bis zur Wahl gar nichts mehr laufen. Zu groß sind die Differenzen. Doch die Bildungsbehörde argumentiert nun, dass die neue Schulform der Wille der Eltern sei, die ihre Kinder derzeit in der 6. Klasse in dieser Schule haben.

Willi Lemke hat einmal gesagt, Bremen dürfe bildungspolitisch keine „Insel“ in Niedersachsen sein, erinnert jetzt Rohmeyer. Gilt das auch nach der Wahl in Niedersachsen? „Das sage ich heute auch“, versichert Lemke, und fügt hinzu: „Anders geht es ja nicht.“ Doch seitdem absehbar ist, dass der neue Kultusminister in Niedersachsen Bernd Busemann heißen wird, ist bei der Bremer CDU die Neigung zu bildungspolitischen Zugeständnissen noch geringer geworden. Busemann hatte im Wahlkampf versprochen, auf ein „begabungsgerechtes Schulwesen“ setzen zu wollen: „Nicht die Einheitsschule ist deshalb das Modell der Zukunft, wohl aber das gegliederte und differenzierte Schulwesen, welches viele Bundesländer bereits leichtfertig geopfert haben.“ Die kooperativen Gesamtschulen in Niedersachsen haben Bestandschutz, mehr nicht. „Die einseitige Förderung von Gesamtschulen zu Lasten des gegliederten Schulwesens haben den Schülerinnen und Schülern in unserem Bundesland massiv geschadet“, sagt Busemann. „Wir haben im Bremer Süden zwei integrierte Gesamtschulen, eine an der Hermannsburg und eine am Leibnizplatz“, sagt Claas Rohmeyer. Mehr sei mit der CDU nicht zu machen, auch wenn die Behörde jetzt verschämt nur von einer „Dependance“ und „integrierten Abteilung des Schulzentrums Obervieland“ am neuen Standort Theodor-Billroth-Straße rede.

Wenn Bremen bildungspolitisch keine „Insel“ werden will, stünden ganz andere Veränderungen an. Nach der Überzeugung von Busemann muss die Zuständigkeit für Kindergärten an das Kultusministeriums gehen. Dies sei Voraussetzung dafür, den Eltern „Beitragsfreiheit im letzten Kindergartenjahr“ anzubieten und dann durch eine Reform im Kindergarten „sicherzustellen, dass alle fünfjährigen Kinder eine vorschulische Bildung und Erziehung erhalten“.

PISA-Siegerländer sind für Busemann Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen. Ein reformierter gymnasialer Bildungsgang „beginnend ab Klasse 5“ soll das Abitur bereits nach zwölf Schuljahren ermöglichen. Unter einem „begabungsgerechten“ Schulsystem versteht Busemann, dass die Hauptschule „konsequent auf die Berufsausbildung ausgerichtet“ wird und die sechsjährige Realschule „mit zusätzlichen Schwerpunkten in den Bereichen Wirtschaft, Technik und Fremdsprachen“ versehen werden soll.

Vergangenes Jahr hatte die niedersächsische CDU beantragt, im Haushalt 2.500 Lehrerstellen neu einzurichten. „Eine CDU-geführte Landesregierung wird ab Februar 2003 diesen Haushaltsantrag umsetzen“, versprach Busemann den Niedersachsen. So viel für die Bildung wollten in Bremen nur die Grünen ausgeben. K.W.