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Archiv-Artikel

Wo gehobelt wird

Der österreichische Holzproduzent Klausner schließt sein Wismarer Sägewerk – zunächst für sechs Monate. Schuld sind angeblich die besonders hohen Holzpreise in der Region. Die Waldbesitzer bestreiten das vehement

Die 360 Mitarbeiter des Wismarer Sägewerks Klausner Nordic Timber stehen ab 1. November für voraussichtlich sechs Monate auf der Straße. Der Tiroler Schnittholzproduzent leidet bereits seit Beginn des Jahres unter Liquiditätsproblemen. Die Stilllegung der Produktion soll nun Folgen der derzeitigen Wettbewerbskrise abmildern.

Von einer Krise redet die Firma Klausner nicht, stattdessen von einem „schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld“. Weil dieses Umfeld allerdings mehr kriselt, als das Unternehmen zugibt, beschäftigt sich heute der Wirtschaftsausschuss des Schweriner Landtages mit dem Fall. 30 Millionen Euro Fördergelder flossen in den 1998 eröffneten Standort Wismar. Offenbar will das Land nun einen Teil der Investitionen zurückverlangen.

Rolf Burdack, Geschäftsführer des Verbandes der Säge- und Holzindustrie sagt, das Land Mecklenburg-Vorpommern habe durch seine Förderpraxis den österreichischen Konzern bevorzugt. Die großzügigen Subventionen bezeichnete er im Nachhinein als „zweifelhaft“, da so Konkurrenten ausgeschaltet wurden. Von einer verfehlten Förderpolitik kann dagegen Michael Walewski zufolge keine Rede sein. „Als vor zehn Jahren das Sägewerk in Wismar entstand, war der Bedarf an Fördergeldern noch da“, sagt der Sprecher der Klausner-Gruppe.

Fünf deutsche Standorte mit insgesamt 1.400 Mitarbeitern betreibt das Unternehmen von Tirol aus. 1992 eröffnete Klausner sein erstes Werk in Thüringen, einige Jahre später folgte Mecklenburg-Vorpommern. 2006 folgten die alten Bundesländer. Dass Wismar, eins der größten Sägewerke Europas, die Produktion ruhen lassen muss, begründet Walewski mit sinkender Nachfrage und steigenden Kosten. „In Wismar ist die Kluft zwischen den regionalen Rundholzpreisen und den weltweiten Schnittholzpreisen besonders groß“, sagt er. Ob Mecklenburg-Vorpommern an der Preisspitze auf dem Holzmarkt stehe, wisse er aber nicht. Er ist aber sicher, dass die Waldbesitzer ihre Preise selbst machen und für die hohen Holzpreise rund um Wismar verantwortlich sind.

Alles Unsinn, meint dagegen der Waldbesitzerverband für Mecklenburg-Vorpommern. „Die Preise macht natürlich die Firma Klausner“, sagt ein Sprecher. Außerdem sei das Holz dort nicht teurer, sondern sogar günstiger als etwa in Bayern oder Niedersachsen. In Osteuropa allerdings – wo Klausner seinen „Löwenanteil“ an Holz kaufe, um es in Wismar zu verarbeiten und nach Übersee zu exportieren –, dort stiegen die Holzpreise. Außerdem verliere die Hafenstadt Wismar durch steigende Transportkosten gen Osten zunehmend ihren strategisch günstigen Standortvorteil für den Sägekonzern.

Der Antrag der CDU-Fraktion, den Wirtschaftsausschuss am heutigen Mittwoch zu unterrichten, ist mit der Angst verbunden, die sechsmonatige Stilllegung des Werks könne negative Folgen für die gesamte Holzwirtschaft in Wismar haben. Einen Plan für die Zeit nach dem Produktionsstopp gibt es bei Klausner dem Vernehmen nach jedenfalls noch nicht. UTA GENSICHEN