piwik no script img

Archiv-Artikel

Schlepper und Tanker

HWP äußert sich zum Hochschul-Gutachten der Dohnanyi-Kommission: Fusion mit der Universität nur, wenn die sich zuvor reformiert

In diesen Tagen besucht Wissenschaftssenator Jörg Dräger die Senate der sechs Hamburger Hochschulen, um über die Umsetzung des Dohnanyi-Gutachtens zu sprechen. Anlass für die Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik (HWP), Stellung zu beziehen. Die kleine Uni ist eigentlich der Star des Gutachtens, wird von der Kommission gelobt und als Vorbild für die große Universität gepriesen. Gemeinsam mit den Uni-Wirtschaftswissenschaften soll sie zu einer neuen „Hochschule für Wirtschaft und Politik“ fusionieren.

„Ein Professor bei uns hat gesagt, das ist so, als wenn ein kleiner Schlepper einen Tanker in ein Hafenbecken ziehen möchte, in das der eigentlich gar nicht will“, berichtet HWP-Präsidentin Dorothee Bittscheidt. Bevor es zu einer Vereinigung komme, müssten sich deshalb erst die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität reformieren und die gestufte Bachelor-Master-Studienstruktur mit verbessertem Betreuungsschlüssel im Grundstudium einführen. Andernfalls könnte die von der Dohnanyi-Kommission vorgeschlagene Fusion zur „feindlichen Übernahme“ werden und zur „schleichenden Abwicklung der HWP“ führen.

Sehr kritisch zum Kommissionsbericht hat sich auch Siegfried Weischenberg, Direktor des neu gegründeten „Zentrums für Medienkommunikation“, geäußert. So schlägt die Kommission vor, den Studiengang Journalistik zu streichen. Dieser könne „entfallen“, weil er „für die Praxis nichts Wirkliches bringt“, hatte Dohnanyi bei einer öffentlichen Diskusssion gesagt. Außerdem brächte er „Studienabbrecher noch und noch“ hervor.

Weischenberg spricht nun von „Rufschädigung“ durch den Ex-Bürgermeister. Sei doch der Hauptfachstudiengang Journalistik erst im Jahr 2000 eingerichtet worden, so dass sich über die Erfolgsquote noch nichts sagen lasse. So wiesen vergleichbare Journalistik-Studiengänge in Dortmund und Münster Studi-enerfolgsquoten von 80 Prozent auf. Auch seien die Absolventen des seit längerem existierenden Teilstudiengangs Journalistik ein Beleg dafür, „dass das Studium zum beruflichen Erfolg wesentlich beiträgt“.

Weischenberg vermutet, dass das Uni-Studium der Medien zusammengestrichen werden soll, um die private „media school“ durchzusetzen. KAIJA KUTTER