MEDIENTICKER

Die Polizeidirektion Lüneburg versteht sich neuerdings als etwas heißdüsige Event-Agentur: Journalisten, die vom im Herbst anstehenden nächsten Castor-Transport ins niedersächsische Gorleben berichten wollen, sollen sich bei der Polizei akkreditieren. Begründung: Da es keinen bundesweit einheitlichen Presseausweis mehr gebe, sei den Beamten vor Ort bei der Ausweis-Vielfalt eine Überprüfung nicht zuzumuten. Der Haken an der Sache: Zumindest bis Ende 2008 gelten die einheitlichen Presseausweise, die nur von den vier großen Journalisten- und Verlegerverbänden ausgestellt werden durften. Diese mit dem Siegel der Innenministerkonferenz gekennzeichneten Ausweise „müssen als Nachweis der hauptberuflichen journalistischen Tätigkeit ausrei- chen“, so der Deutsche Journalisten-Verband. Erst ab 2009 dürfen auch andere Organisationen wie der Fachjournalisten-Verband Presseausweise ausgeben; die Verhandlungen mit den Innenministern von Bund und Ländern über einen neuen Einheits-Presseausweis waren Ende 2007 gescheitert. (taz)

Nguyen Viet Chien (56), vietnamesischer Journalist, soll wegen seiner Berichterstattung über einen Korruptionsfall im Verteidigungsministerium zwei Jahre in Haft. Chien habe „Freiheit und Demokratie missbraucht“, entschied gestern ein Gericht in Hanoi. In seinem Artikel habe der Journalist erfundene Angaben verwendet und dem Ansehen ranghoher Beamter geschadet. Ein weiterer Reporter wurde wegen der gleichen Vorwürfe zu zwei Jahren Umerziehung verurteilt, weil er laut Gericht mit den Ermittlern zusammengearbeitet und Reue gezeigt hatte. Die Journalisten arbeiteten für zwei der bekanntesten Zeitungen Vietnams. Zusammen mit ihnen mussten sich zwei Ermittler verantworten, denen die Weitergabe von Staatsgeheimnissen vorgeworfen wurde. Sie erhielten eine Verwarnung beziehungsweise eine einjährige Haftstrafe. Bei dem Bericht ging es um einen Korruptionsfall im Jahr 2005. (AP/taz)

MRR (88), Literaturkritiker, will den Deutschen Fernsehpreis definitiv überhaupt gar nicht haben. Hat er nun noch mal gesagt. Das ZDF habe die „falsche Nachricht“ verbreitet, er habe die Glastrophäe doch noch mitgenommen, was aber gar nicht stimme. Unerhört. (afp, taz)