: vom nutzen der geschichte
Der UN-Botschafter der USA schreibt einen Brief
Der Wunsch Washingtons nach politischem Entgegenkommen unter Verweis auf historische Verdienste der USA um Deutschland erfolgte im Fall Irak nicht zum ersten Mal. 1996 etwa gab es eine heftige Kontroverse um den künftigen Generalsekretär der UNO.
Die USA wollten den damaligen Amtsinhaber Butros Butros Ghali, der ihnen politisch nicht mehr genehm war, absägen. Die anderen 14 Mitglieder des Sicherheitrats plädierten dagegen für eine zweite Amtszeit des Ägypters, unter anderen auch die damalige Bundesregierung und ihr Außenminister Klaus Kinkel.
In dieser Situation schrieb der UNO-Botschafter der USA, Bill Richardson, einen Brief an seinen deutschen Kollegen. Er erinnerte nach Angaben von US-Diplomaten seinen deutschen Amtskollegen zunächst an „die historischen Verdienste“ der USA bei der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus und beim Wiederaufbau der Bundesrepublik nach dem Krieg, um dann die Frage zu stellen: „Wie wichtig im Vergleich dazu ist die Person von Butros Butros Ghali?“
Diesem wurde trotz der anfangs eindeutigen Ausgangslage im Sicherheitsrat keine zweite Amtszeit zugestanden. Stattdessen wurde der von Washington als Kandidat ins Spiel gebrachte Kofi Annan zum UN-Generalsekretär gewählt. AZU