: Für das Vaterland
Peter Sodann schlägt einen neuen Text für die Nationalhymne vor: Brecht statt von Fallersleben
Die Ideen des von der Linkspartei für das Präsidentenamt vorgeschlagenen Peter Sodann werden auch nicht spannender. Erst punktete der ehemalige „Tatort“-Kommissar mit dem Plan, Josef Ackermann zu verhaften. Denn dann wäre das luxuriöse Leben des Deutsche-Bank-Chefs, das zu Lasten der Steuerzahler gehe, endlich vorbei. Jetzt will Sodann der Bundesrepublik eine neue Nationalhymne geben: Die DFB-Auswahl soll bei der Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika die Kinderhymne von Bertolt Brecht singen.
Im Gründungsjahr der DDR, 1950, dichtete der große Dramatiker und Lyriker sie als direkte Antwort auf das „Lied der Deutschen“, das der Nachbarstaat soeben als Nationalhymne eingeführt hatte. Brecht fand die Haydn’sche Schöpfung mit dem Text von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben durch die Nationalsozialisten korrumpiert – trotzdem die paternalistische erste und zweite Strophe ausgeschlossen wurde. Brechts Text, der eigentlich von Hanns Eisler vertont wurde, nimmt direkten Bezug auf das Deutschlandlied, wie die Zeilen „Von der See bis zu den Alpen, von der Oder bis zum Rhein“ belegen. Das Versmaß ist im Übrigen dasselbe und kann ohne Probleme auf Joseph Haydns Melodie gesungen werden. Sodann ist aber nicht der erste Verfechter der Brecht’schen Variante. Im Zuge der Wiedervereinigung traten einige Bürgerinitiativen dafür ein, die Kinderhymne als neue deutsche Nationalhymne einzuführen.
Die Zeit startete eine Umfrage „Welches soll die neue deutsche Hymne sein?“, woraufhin sich von Fallersleben (West) und Brecht (Ost) einander gegenüberstanden.
Die Diskussion beendete ein Briefwechsel zwischen dem damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl, der die dritte Strophe des Deutschlandliedes zur Nationalhymne erklärte. Sie ist also nicht durch Gesetz oder parlamentarische Abstimmung beschlossen, sondern als Dienstanweisung festgelegt – was Sodann, so er Bundespräsident werden würde, sicher interessant fände.
MARLENE GIESE