Frei Parken, nicht in der City

In der Hamburger Innenstadt gibt es reichlich Möglichkeiten, ein Auto abzustellen. Voller stehendem Blech ist sie nur in der Weihnachtszeit. Parkhäuser unbeliebt

1996 kamen nur 28,5 Prozent der Kunden mit dem Auto in die Hamburger Innenstadt

Hamburgs Parkleitsystem funktioniert – ungeachtet der Tatsache, dass die Schilder mit den rot, gelb und grün markierten Innenstadtbereichen fast immer Hunderte von freien Parkplätzen anzeigen. Übers Jahr liegt die Auslastung der öffentlichen Parkhäuser, Tiefgaragen und Parkplätze innerhalb des Wallrings zuzüglich der Landungsbrücken bei höchstens 70 Prozent, lautet eine überschlägige Rechnung der Baubehörde. Lediglich in der Zeit des Weihnachtsgeschäfts seien diese Parkplätze alle belegt. Trotzdem kamen 1996 lediglich 28,5 Prozent der Einzelhandelskunden mit dem Auto in die City. Je zwei Prozent kamen zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Der Rest mit Bussen und Bahnen.

Die Überraschung, beim Blick auf die Tafeln des Parkleitsystems stets runde und hohe Zahlen zu sehen, geht zunächst auf die schiere Menge an Parkplätzen insgesamt zurück: 33.000 waren es im Jahr 2000, als der Verkehrsentwicklungsplan veröffentlicht wurde, 30.000 zehn Jahre zuvor. Die einfache Mehrheit davon ist nicht öffentlich, sie ist den Mietern und Besuchern der Büro- und der wenigen Wohnhäuser vorbehalten. Die zweitgrößte Gruppe bilden mit 9200 Stellplätzen die Parkhäuser, Tiefgaragen und großen Parkplätze. Eine Minderheit bilden Plätze am Straßenrand einschließlich der Ladezonen, kostenlose Parkplätze am Straßenrand gibt es kaum noch.

Das Parkleitsystem erfasst nur die genannten 9200 Stellplätze. Gestern um 16.13 Uhr, als diese Zeilen geschrieben wurden, waren 4136 davon frei. Von 34 Anlagen waren nur vier ausgelastet, darunter die Parkplätze Ericusspitze und ZOB. Zum Parkplatz Hammaburg gab es keine Zahlen, der Platz an den Deichtorhallen war zu zwei Dritteln frei. Die Zurückhaltung der Autofahrer gegenüber Parkhäusern ist stets wiederkehrendes Thema, wenn politische Gremien zum Thema „Parkplätze“ tagen.

Dafür, dass die Tafeln des Parkleitsystem lediglich runde Zahlen anzeigen, gibt es Gründe. Runde Zahlen seien besser erfassbar, sagt Helma Krstanoski von der Baubehörde. Zumal eine ungefähre Anzeige ausreiche, da sich die Belegungszahlen minütlich änderten. Das System, dem die Abrechnungscomputer der Parkhäuser, Tiefgaragen und großen Parkplätze Daten liefern, arbeite umso genauer, je weniger freie Parkplätze übrig seien.

Daten über die langfristige Auslastung dieser Anlagen sammelt die Baubehörde nicht, auch nicht aggregiert für die Bereiche rot, gelb, grün. Dafür zieht die Behörde an drei Tagen im Quartal Stichproben für die gesamte Innenstadt. Sie zeigen, dass – abgesehen von der Weihnachtszeit – zwischen 12 und 15 Uhr eine maximale Auslastung von 70 Prozent erreicht wird. Gegen 18 Uhr sind 45 Prozent der erfassten Parkplätze belegt, vor zwölf und nach 18 Uhr noch weniger.

Bereits der rot-grüne Senat hatte auf diese Situation reagiert, indem er die Verpflichtung von Investoren, mit ihren Gebäuden Parkplätze zu errichten, halbierte. Senator Mario Mettbach (Schill-Partei) hat zwar diese „Abminderung“ aufgehoben, nach der weniger Parkplätze gebaut werden dürfen, als von der Bauordnung gefordert – allerdings nur außerhalb des Wallrings. Innerhalb des Wallrings strich er lediglich die Gebühr, mit der jeder Parkplatz, der aufgrund der Abminderung nicht gebaut werden durfte, abgelöst werden musste. Weitere Infos unter: www.verkehrsinfo-hamburg.de.

Gernot Knödler