: Mediatorin in Aktion
Renate Beisner gründete vor einem Jahr ein Mediations-Büro in Bremen
taz: Wenn zwei sich streiten – wie können Sie helfen?
Renate Beisner: Ich bin die neutrale Person, die zwischen den beiden Parteien vermittelt.
Sie machen konsensfähige Vorschläge?
Nein. Die Beteiligten selbst versuchen, eine Lösung zu finden, die von beiden mitgetragen werden kann – unter ganz klaren Verfahrensregeln, die sie selbst miteinander vereinbaren. Ich unterstütze sie nur dabei, etwa, indem ich die Fragen stelle, die das Neue zu Tage fördern. Und ich habe die Verfahrensautorität. Das ist das Besondere etwa im Vergleich zur Supervision oder Coaching.
Unterwerfen sich die Betroffenen dieser Autorität?
In der Regel ja. Der Leidensdruck ist extrem groß. Die Menschen wissen, dass sonst etwas passiert, auf dessen Ausgang sie keinen Einfluss mehr haben, ein gerichtliches Verfahren etwa. Der zeitliche Druck ist oft sehr groß. Mediation ist schnell.
Schnell?
In der Regel reichen weniger als drei Treffen, was über fünf Treffen hinaus geht, bedarf in den meisten Fällen einer anderen Intervention.
In so kurzer Zeit kann man zwei Parteien, die miteinander im Clinch liegen, wieder arbeitsfähig machen?
Kann man. Zuerst legen sie ihre Positionen dar, dann kommen ihre Interessen mit hinein, schließlich werden die Hintergründe benannt, die vorher noch nie ausgesprochen wurden. Mit dem neuen Wissen gibt es neue Optionen.
Was passiert mit dem Mediationsergebnis?
Das muss dann noch umgesetzt werden. Haben sich zwei Abteilungen einer Organisation gestritten, dann folgt der Mediation in der Regel ein Coaching für die Leitungskraft oder eine Organisationsentwicklungsmaßnahme.
Mediation ist also eine Art Feuerwehr, die Umsetzung der Lösung erfolgt später in Ruhe?
Ja, so läuft es. Feuerwehr ist ein guter Begriff.
Kann eine Mediation auch scheitern?
Ja und nein. Das Ergebnis kann auch sein, dass die Konfliktparteien sich nicht gemeinsam auf eine Lösung einigen können. Dann ist aber das die gemeinsame Vereinbarung.
Interview: Ulrike Bendrat