alle für den frieden (7)
: Eine Amerikanerin auf der Demo

Schämen für Rumsfeld

91 Prozent der Deutschen sind gegen einen neuen Krieg am Golf. Die ganze Nation eine Friedensbewegung? Die taz stellt täglich vor, wer sich so rührt.

Karen Cifarelli steht zwischen den Fronten. Seit fünf Jahren lebt die italienischstämmige New Yorkerin in Deutschland. In den letzten Monaten wurde sie immer wieder wegen ihrer Staatsangehörigkeit angegriffen. „Amis sind dick, dumm und denken, sie könnten machen, was sie wollen“, knallte ihr kürzlich einer an den Kopf. Karen Cifarelli antwortet auf solche Kommentare inzwischen einfach nicht mehr.

„Fast alle gehen davon aus, dass ich unterstütze, was meine Regierung macht“, meint die Schauspielerin, deren Schwager am 11. September im Pentagon ums Leben kam. Dabei ist sie gegen einen Krieg im Irak wie die Mehrheit der Deutschen auch. Wenn sich Donald Rumsfeld über Europa und Deutschland äußert, schämt sie sich für ihre Regierung. Und sorgt sich gleichzeitig um die Demokratie in ihrem Land, in dem, wie sie meint, Politik von Familiengeschichte und Ölinteressen geleitet wird.

Deswegen will Cifarelli heute mit anderen US-Amerikanern gegen einen Irakkrieg demonstrieren. Vielleicht zieht sie ein T-Shirt mit der Aufschrift „Ich bin amerikanisch“ an. Oder sie und ihre Freunde tragen ein Transparent „Americans against the war“, damit die Menschen hier sehen, dass nicht alle Amerikaner denken wie Bush.

Als sie im Deutschkurs kürzlich neben einem Iraker saß, sprach sie ihn an: „Bitte sag deiner Familie, dass keiner in meinem Land die Iraker hasst.“ Sie war erleichtert, als er antwortete: „Wir wissen das.“ ALL

Am Montag: Friedenskompatible Ur-instinkte – Trommeln gegen den Krieg