: Neue heilige Kuh
Schwarz-Schill will Mittelstand für Olympia opfern: 750.000 Euro für Tennisturnier am Rothenbaum
Die Angelegenheit gilt als „dringlich“. In einer Senatsvorlage bittet die Regierung der Hansestadt die Bürgerschaft, morgen 750.000 Euro für das Tennisturnier am Rothenbaum zu bewilligen. Dieses Geld benötige der Deutsche Tennis Bund (DTB), um auch in diesem Mai die German Open auszurichten. Denn die stehen vor der Pleite, seit Sponsoren und TV sich vermehrt „anderen Sportarten (Motorsport, Fußball, Skispringen)“ zugewandt hätten.
Einen Matchball gegen das Weltranglisten-Turnier aber könne Hamburg nicht zulassen, meint der Senat. Immerhin stelle das DTB-Gelände „im Rahmen der Olympia-Bewerbung einen integralen Bestandteil des gesamtstädtischen Sportstättenkonzepts dar“ und sei somit „ein inhaltlicher Pluspunkt gegenüber den Mitbewerbern“ um die Olympischen Spiele 2012.
Und deshalb ist Schwarz-Schill sogar bereit, heilige Kühe aus Wahlkampfzeiten zur Ader zu lassen. Die geforderte Summe soll durch Umschichtungen im Haushalt aufgebracht werden: Eine halbe Million Euro würde aus dem Straßenbau-Etat entnommen, der Rest aus dem Fördertopf für „Handwerk und kleine und mittlere Unternehmen“.
Aber gegen die neue heilige Olympia-Kuh darf ja in Hamburg niemand mehr etwas sagen. Selbst Handels- und Handwerkskammer protestieren nicht und auch der ADAC schweigt. Zumal die Bürgerschaft ohnehin „Feuer und Flamme für Olympia“ ist. In einem Antrag aller fünf Fraktionen soll dies morgen förmlich beschlossen werden.
So nebenbei wird auch noch über ein paar nicht olympische Themen debattiert: Kita-Gutscheine, Kampf gegen Korruption, schnelleres Autofahren auf Hamburgs Straßen und – Sponsoren für öffentliche Papierkörbe. In denen könnte manche Vorlage entsorgt werden, welche Hamburgs Politiker so produzieren. SVEN-MICHAEL VEIT