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Archiv-Artikel

nebensachen aus manila Chaos bei der Durchreise

Fluggäste auf der Durchreise haben es nicht leicht in Manila. Sie haben momentan die Wahl zwischen vier Terminals an vier verschiedenen Standorten. Wehe jenen, die nicht wissen, von welchem ihr Flieger abhebt! Sie sind eine willkommene Beute frohlockender Taxifahrer, die im chaotischen Verkehrsgewühl gern ein wenig Terminal-Sightseeing machen, während der Taxameter gnadenlos läuft und der Abflug unerbittlich näher rückt.

Zur Auswahl stehen: Der muffige, immer überfüllte Terminal 1 des Ninoy Aquino International Airport (NAIA 1), von dem alle internationalen Fluglinien abheben. Terminal 2, auch Centennial genannt, ist der einheimischen Fluglinie Philippine Airlines vorbehalten. Wenige Autominuten entfernt gleicht der Domestic Airport täglich einem Tollhaus. Von hier steuern zumeist kleine Maschinen Inselparadiese wie Boracay, Bohol oder Palawan an. Vor zwei Monaten öffnete schließlich Terminal Nr. 3 (oder auch NAIA 3), von dem derzeit noch in erster Linie lokale Flüge abgewickelt werden.

Nun braucht selbst eine 12-Millionen-Metropole wie Manila keine Flughafenquadriga, da sich ohnehin nur ein Bruchteil der Bevölkerung ein Ticket leisten kann. So soll die Viersamkeit nur vorübergehender Natur sein. Mit einer Kapazität von 13 Millionen Passagieren pro Jahr kann Terminal 3 theoretisch internationale und Inlandsflüge unter einem Dach abwickeln. Allein – das soll dieser Flughafen seit sechs Jahren. So lang rottet das Marmor- und Glasgebäude in der Tropenhitze vor sich hin. Mit am 650 Millionen Dollar teuren Bau beteiligt war die deutsche Fraport AG, die den Flughafen zudem 25 Jahre betreiben sollte.

Doch wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten erklärte der Oberste Gerichtshof in Manila den Vertrag zwischen dem Konsortium, dem die Fraport angehörte, und der philippinischen Regierung im Jahr 2002 für null und nichtig. Bis heute befasst der Fall internationale Gerichtshöfe, noch immer geht es um Entschädigungen in dreistelliger Millionenhöhe. Auf Drängen von Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo, die gern mit Prestigeprojekten von Korruptionsskandalen ihrer Regierung ablenkt, wurde der Skandalterminal nun dennoch in Betrieb genommen.

Michael Defensor, Chef der eigens gegründeten präsidialen Task Force, verkündete wenige Tage vor der Eröffnung, der Terminal sei „gewappnet gegen terroristische oder kriminelle Akte“. Man habe das gesamte Gebäude überprüft. Doch Anfang September ist ein Teil der Decke über einem Gepäckband eingebrochen. Glücklicherweise gab es keine Verletzten. Ein Warnschuss ist der Vorfall dennoch. Bereits vor der Öffnung kam es mehrfach zu Deckeneinstürzen.

Doch Zurückrudern will die Arroyo-Regierung nicht, Terminal 3 ist und bleibt der Hoffnungsträger der Tourismuswirtschaft. Je nachdem, welche Pannen noch passieren, kann es eine Weile dauern, bis Fremde aus dem Ausland einfliegen und am selben Terminal zu ihrer Trauminsel abheben können. Bis dahin ist gut beraten, wer genügend Kleingeld und einen Zeitpuffer für die Taxifahrt an den richtige Terminal einplant. HILJA MÜLLER