WAS MACHT EIGENTLICH ... der Tourist?
: Die Berlin-Reise streichen

An allem fehlt es in Zeiten der Finanzkrise, an Geld und Vertrauen – nur die Metaphern blühen wie lange nicht mehr. Ein schönes Beispiel lieferte gestern Hanns Peter Nerger, Chef der Tourismus Marketing GmbH. Er sprach über die Auswirkungen der Finanzkrise auf den Berlin-Tourismus: „Der größte Tresor ist im Moment unter der Matratze“.

Hinter der Redewendung jedoch steckt ein ernsthaftes Problem. Denn: Wer macht schon Städtereisen, wenn man sich um seine Aktienanlagen sorgt? Nerger glaubt zwar nicht, dass Urlauber an ihrer Hauptreise sparen, jedoch am Zweit- oder Dritturlaub in Städte. Schon jetzt bezweifelt der Tourismuschef, dass der für das Jahr prognostizierte Anstieg der Übernachtungen noch zu schaffen ist. 17,3 Millionen waren es im Vorjahr.

Auswirkungen der gehemmten Reisewut werden laut Nerger aber erst in den nächsten Monaten sichtbar. Zurzeit liege die Auslastung der Hotelzimmer noch zwischen 65 und 72 Prozent. Besonders beliebt war die deutsche Hauptstadt in diesem Jahr bei russischen und polnischen Urlaubern. Besonders zurückhaltend bei Berlinaufenthalten hingegen sind im Moment die Briten. In dem Berlin-Besucher-Herkunftsland Nummer 1 haben die potenziellen Urlauber nun eben ganz andere Sorgen: finanzielle.

Wenn das aber bedeutet, dass weniger grölende Flatrate-Saufparty-Leute durch die Stadt ziehen, ist das auch eine gute Nachricht. Und überhaupt: Berlin steht ohnehin „eine riesige touristische Zukunft“ bevor – sagt Hanns Peter Nerger. AE FOTO: AP