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Archiv-Artikel

Das Ende der Bereitschaft

Neues Arbeitszeitmodell beim Landesbetrieb Krankenhäuser: 38,5 oder 48 Stunden – Ärzte und Pfleger können wählen. Das macht Bereitschaftsdienste künftig überflüssig

Der Großteil der Ärzte und Pfleger in den Hamburger Krankenhäusern muss in Zukunft keinen Bereitschaftsdienst mehr leisten. Das ist die Folge einer Rahmendienstvereinbarung, die Vorstand und Gesamtpersonalrat (GPR) des Landesbetriebs Krankenhäuser (LBK) gestern vorstellten.

Mit Hilfe des Pilotprojekts PANDA (Prozessorientierte Arbeitsorganisation/Neue Dienst- und Arbeitszeitmodelle) sollen zunächst in einigen LBK-Kliniken die Mitarbeitenden wählen können, ob sie die tariflich vereinbarten 38,5 Stunden oder lieber bis zu 48 Stunden arbeiten wollen. „Damit können bei voller Ausschöpfung der Arbeitszeit Einkommenseinbußen gegenüber einer Bereitschaftsdienstregelung weitgehend vermieden werden“, erklärt Vorstandssprecher Heinz Lohmann. Die neue Regelung beruht auf Freiwilligkeit, niemand darf gegen seinen Willen zu einer höheren regelmäßigen Arbeitszeit verpflichtet werden. Das Pilotprojekt ist bis Ende 2005 befristet und wird unter Beteiligung des Gesamtpersonalrats evaluiert.

„Ich bin froh, dass wir eine Lösung gefunden haben, die unterschiedliche Interessen von Mitarbeitern stark berücksichtigt“, so Lohmann. Auch Personalratsvorsitzende Katharina Ries-Heidtke begrüßt die Vereinbarung. „Die Kollegen in den Bereitschaftsdiensten sind bisher durch überlange Arbeitszeiten gesundheitlich hoch belastet. Das neue Modell berücksichtigt die Grenzen des Arbeitsschutzgesetzes von 48 Wochenstunden und stellt damit für den Gesundheitsschutz einen Fortschritt dar.“ Viele Mitarbeitende hätten sich im Vorfeld für das Prinzip der Freiwilligkeit eingesetzt, so Ries-Heidtke weiter.

Die Pilotprojekte sind für den Arbeitgeber LBK kostenneutral. Die Gelder, die durch einen Verzicht des Klinikpersonals auf eine Ausdehnung der Wochenarbeitszeit über 38,5 Stunden hinaus frei werden, sollen für neue Stellen genutzt werden. „Wenn alle 48 Stunden arbeiten wollen, gehen die Neueinstellungen allerdings gegen Null“, so Lohmann.

Der Vorstand des LBK hat mit der neuen Vereinbarung eine Zusage vom Juni 2001 eingehalten, neue Arbeitszeitmodelle einzuführen. Die damalige Entscheidung des Vorstands, die Bereitschaftsdienste als Relikte vergangener Zeit und überholter Klinikstrukturen zu überwinden, sei richtig gewesen, meint Lohmann. Der Vorstandssprecher betonte, dass die Entscheidung für die neuen Modelle bereits eine Woche vor dem Urteil des Bundesarbeitsgerichtes vom vergangenen Dienstag gefallen sei. Das Gericht hatte entschieden, dass die Bereitschaftsdienste der Klinikärzte als Arbeitszeit anerkannt werden müssen.

ANDREAS WITTKOPP