Urdrüs wahre Kolumne
: Kiffen mit Uwe Seeler

In einem Reisebüro meiner Heimatstadt Rinteln will ich mich über Billigflieger informieren und nehme beim Warten das Beratungsgespräch der Angestellten mit einem Städtereisenden wahr, der sich aus dem Prospekt ausgerechnet das Bremen-Package mit Space Park ausgesucht hat. Noch bevor ich ihm sagen kann „Versuch’s erst gar nicht!“ hat die Kundenberaterin auch schon die schnöde Wahrheit aus dem Computer geholt. „Geplatzt. Ist abgesagt. Kommt auch nicht wieder rein!“ Weiß die Tourismusbranche schon mehr als der Senat zu sagen wagt?

Ein für allemal möchte ich die Friedensbewegten dieser Welt bitten, die Bösen dieser Welt nicht immer in aggressiven Zusammenhang mit der an sich doch auch unter netten Menschen immer noch mehrheitsfähigen Ausübung des Geschlechtsverkehrs zu bringen. Eine jetzt auch in der taz wieder abgebildete Demo mit der Bettlaken-Parole „Fuck Bush“ entspricht nicht der richtigen Auseinandersetzung mit solchen moralisch-intellektuellen Trogdolyten – und wenn, dann bitte nur mit Kondom. Der Arsch ist fruchtbar noch / aus dem die Scheisse kroch!

Dass Oldenburg bei der Wahl des Grünkohlkönigs ausgerechnet auf Guido Westerwelle verfallen ist, erregt in mir den Verdacht, dass da eine pinkelfeindliche Veganer-Mafia am Werke ist. Anregung: Der Titel darf nie wieder ausgekungelt, sondern nur noch mit Messer und Gabel ausgekämpft werden.

Im Bus setzt sich eine junge Frau mit bewohntem Katzenkörbchen neben mich. Dessen Insassin hört auf den Namen Lilith – jedenfalls wiederholt die Besitzerin das doppelsilbige Klangmodul mit inbrünstiger Zärtlichkeit immer wieder, doch das Katzenviech nimmt diese Kontaktaufnahme aus der Transporthöhle völlig reaktionslos entgegen. „Vielleicht ist sie ja müde“, versuche ich zu trösten, doch meine Nachbarin akzeptiert das nicht: „Nicht müde, nachdenklich!“ korrigiert sie. Und macht nunmehr mich nachdenklich. Hat Lilith am Ende ihres Nachdenkens die Antwort auf all unsere Fragen zu Krieg und Frieden, Cholesterinbelastung und den deutschen Grand Prix-Beitrag 2003? Lilith aber, sie schweigt.

Die Lektüre einer Zeitungsmeldung, wonach Uwe Seeler als Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft im Namen der Sepp Herberger-Stiftung zwei Sätze Trikots, eine Torwartausrüstung, 15 Paar Schienbeinschoner und zwei Fußbälle an die Insassen einer niedersächsischen Justizvollzugsanstalt überbringt, löste bei einem mir bekannten Jugendbetreuer eines Bremer Oberligisten folgenden sozialneidischen Gedankengang aus: „Sauber! Wie soll man da den Kiddies klarmachen, dass sie anständig durchs Leben gehen sollen. Schmeißt Scheiben ein, klaut Handtaschen, raucht Haschisch – das lernen die doch von sowas. Und das auch noch mit Uwe Seeler!“

Das schönste Wochenende dieser Woche wünscht sich, Dir und vor allem dem wegen Herzilein im Krankenhaus gelegenen Berni „Barni Baarfoot“ KelbUlrich
„Fußballgott“ Reineking