Preußen kriegen Abfindung statt Stadion

Zahlreiche Städte in Nordrhein-Westfalen bauen neue Fußballstadien. Nur Münster nicht. Nach jahrelangem Kampf für eine neue Sportstätte kassiert Drittligist Preußen Münster lieber 250.000 Euro Bargeld

MÜNSTER taz ■ Münster ist anders. Während die Kommunalpolitiker in Düsseldorf, Köln, Duisburg oder Mönchengladbach ihren Fußballclubs beim Bau neuer Stadien helfen, wird der Traditionsverein Preußen Münster von der Stadt abgefunden. 250.000 Euro pro Jahr zahlt die Kommune dem drittklassigen Club, damit der endlich Ruhe gibt mit seinen großspurigen Stadionvisionen. Seit Jahren wird im Umfeld des Ex-Bundesligisten über einen Stadionneubau diskutiert. Kühne Pläne wurden entworfen, Münster gar als Spielort der Fußball-WM 2006 ins Spiel gebracht. Der CDU-dominierte Stadtrat beendete alle Träume: Aus der Vision Preußenarena wird erstmal nichts, dafür bekommt der Verein Schweigegeld aus der Stadtkasse. 250.000 Euro. Jahr für Jahr bis 2008. „Für uns ist dieses Geld überlebenswichtig“, sagt Preußen-Manager Stefan Grädler und klingt gar nicht traurig.

Der Verein hat derzeit ganz andere Sorgen. In der Regionalliga Nord kämpft die von Hans-Werner Moors trainierte No-Name-Truppe gegen den Abstieg. „Ohne den städtischen Zuschuss könnten wir Regionalliga-Fußball nicht mehr finanzieren“, sagt Manager Grädler. Sicher, ein neues Stadion wäre schön, aber mit den 250.000 Euro könne der Verein den maroden Platz an der Hammer Straße zumindest spielfähig halten. Bei einem Jahresetat von rund 2,1 Millionen Euro und einem fast gleich hohen Schuldenstand kann der Club das kommunale Zubrot auch für Investitionen in den Spielerkader gut gebrauchen. Mittelfristiges Ziel der Preußen ist ein Comeback in der Zweiten Liga. „Wenn in der Zwischenzeit jemand aus dem Busch kommt, und uns ein Stadion hinsetzt, gerne“, sagt Grädler. Der Verein sei jedoch nicht mehr aktiv in Sachen Neubau.

Auch die Stadt tut nichts. „Das ist die beste Lösung für Stadt und Verein“, verteidigt ein Sprecher der Stadt Münster den 250.000-Euro-Deal. Der Club werde so finanziell gestützt, ein teures Stadionprojekt könnten ja sowieso nur private Investoren stemmen. Von Anfang an hatte die Münsteraner Mehrheitspartei CDU den Preußen-Plänen skeptisch gegenüber gestanden. Der konservative Rathauschef Berthold Tillmann gilt als Stadiongegner. Nur halbherzig suchte die Politik nach Geldgebern für das rund 30 Millionen Euro teure Projekt einer Preußenarena für 15.000 Zuschauer. Mehr als 30 mögliche Standorte wurden im Rathaus monatelang geprüft, bis auch der letzte Investor absprang. Um die wütenden Preußen-Fans zu beruhigen, beschloss die Ratsmehrheit die üppige Abfindungsregelung.

“Das Projekt Stadionneubau ist damit tot und begraben“, ist aus der oppositionellen Münsteraner SPD zu hören. Auch Preußen-Manager Stefan Grädler hat sich mit den Verhältnissen abgefunden: „Der Bau ist ad acta gelegt.“ Nur die rührige Bürgerinitiative „Pro Stadion“, eine Lobbygruppe wohlhabender Preußenfans, trommelt noch für eine neue Heimat der schwarz-weiss-grünen Adler. „Wir sind an mehreren finanzkräftigen Investoren dran“, verspricht „Pro Stadion“-Sprecher Josef Sobek baldige Bewegung in der Arena-Frage. Manager Stefan Grädler weiß nichts von den Bemühungen der Initiative. „Diese Leute agieren nicht im Auftrag von Preußen Münster.“ MARTIN TEIGELER