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Archiv-Artikel

Sparkurs stachelt Kölns Jungpolitiker an

Während in Köln den politischen Parteien die Mitglieder davon laufen, verzeichnen deren Jugendorganisationen fast durchweg Zuwächse. Im Jahr der Kommunalwahl rücken bei den Jungpolitikern naturgemäß verstärkt lokale Themen in den Blickpunkt

von FRANK ÜBERALL

Kölns Parteien klagen über Mitgliederschwund, die Jugendorganisationen holen aber wieder auf. Während die Jusos geringfügig Genossen verloren, haben alle anderen Vereine der Jung-Politiker zum Teil bemerkenswerte Zuwächse zu verzeichnen.

Die CDU-Jugend Junge Union (JU) legte am meisten zu. Sie konnte ihre Mitgliederzahl in den letzten beiden Jahren auf 1.000 verdoppeln. Ein Hauptgrund dafür dürfte sein, dass die Beitragszahlungen abgeschafft wurden. Konstante Gewinne verzeichnen nach eigenen Angaben die Julis (FDP), die jetzt 270 Mitstreiter zählen. Die Grüne Jugend – erst Anfang 2003 gegründet –, hat schon 150 Mitglieder.

Unangefochten an der Spitze der politischen Jugendorganisationen in Köln stehen aber nach wie vor die Jusos (SPD). Über 1.350 junge Genossen sind es noch, nachdem in den letzten Monaten einige wegen der „Kapriolen der Bundesregierung“ (Vize-Vorsitzender Gerrit Krupp) ausgetreten waren. Auch ihr Vorsitzender, Rafael Struwe, bestätigte der taz, dass die Sozialreformen „für viele Mitglieder nur schwer oder gar nicht tragbar sind“. Den Ruf eines frechen, linken Stachels innerhalb der SPD haben die Kölner Jusos offenbar verloren. Das Verhältnis zur Mutterpartei beschreibt Struwe als „konstruktiv und solidarisch“.

Neben überregionalen Themen rücken gerade im Jahr der Kommunalwahl 2004 verstärkt auch die lokalen Probleme in den Blickpunkt der Jungpolitiker. So engagieren sich die Jusos gegen eine „hemmungslose Privatisierung“ öffentlicher Leistungen. Sie fordern, dass Jugendarbeit konsequenter gefördert und dafür auf kommunale Prestigeobjekte verzichtet wird.

Auch JU-Vorsitzender Helge Schlieben beschwert sich über unausgeglichenes Handeln der Parteioberen: „Wenn Jugend- und Sozialeinrichtungen geschlossen werden, darf die Kultur nicht überproportional bevorzugt werden.“ Die CDU-Jugend, die weiter mit den Grünen zusammen arbeiten will, hofft außerdem auf mehr Bürgerentscheide. Die sollten als „politische Kultur etabliert“ und die Hürden dafür herabgesetzt werden.

Die Julis profilieren sich noch stärker mit Kritik am schwarz-grünen Sparkurs. Ein behindertengerechtes Köln ist ihnen besonders wichtig – und natürlich die Stärkung des Wirtschaftsstandortes und die „Professionalisierung der Kulturbetriebe“.

Die Grüne Jugend strebt vor allem nach einer umweltverträglicheren Stadtgestaltung und die Ausweitung des Ganztags-Schulkonzepts. Nach Angaben ihrer Sprecher Oona Grünebaum und Kevin Liebig wollen sie sich zwar am Grundkonsens der Partei orientieren, gleichzeitig aber auch „den Alten mal auf die Zehen treten“. Zuletzt sei das bei der Forderung nach einer schnelleren Abschaffung des Containerschiffs für Flüchtlinge geschehen.