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Archiv-Artikel

Cholera-GAU

Schlechtes Beispiel Hamburg

Im Juli 1892 verfügte Preußen, die russischen Amerika-Auswanderer aufgrund der Cholera in Kiew und Moskau nur noch in versiegelten Zügen zu ihren Häfen nach Hamburg und Berlin durchreisen zu lassen. Trotz dieser Warnung brach die Epidemie in Hamburg aus. Ausgangspunkt der Katastrophe, in desen Verlauf innerhalb eines Vierteljahres 8.000 Menschen qualvoll starben, war das Wasserwerk: Die Elbtide schwemmte alle Verunreinigungen der Stadt, den Inhalt der in die Fleete gekippten Nachttöpfe wie die Exkremente primitiver Hafentoiletten bis zur Entnahmestelle des Wasserwerks.

Mehr als zwei Jahrzehnte hatte sich die Bürgerschaft nicht dazu durchringen können, eine Filteranlage zur Reinigung des aus der Elbe entnommenen Wasser in Auftrag zu geben. Einer der Hauptopponenten war der in der Bürgerschaft einflußreiche Grundbesitzerverein. Die Immobilieninhaber befürchteten eine Umlegung der Kosten zu ihren Lasten und so verzögerte sich die Entscheidung von Jahr zu Jahr, bis es zu spät war. Über das Leitungssystem verbreitete sich der Bazillus schlagartig in der ganzen Stadt. Auf dem Höhepunkt der Epidemie infizierten sich über 1.000 Hamburger an nur einem Tag, meldeten die Krankenhäuser 500 Tote.