was macht eigentlich... … Rolf Lautenschläger? : Die Stadt schreiben
Der Mann mit dem minnemäßigen Namen macht sonst keine halben Sachen, doch heute begeht er ein halbes Jahrhundert Lebenszeit. Er ist der Mann, der architektonisch weiß, wo Berlin hin muss. Im Nachwende-Berlin wuchs nichts in die Höhe, was Lautenschläger, selbst Sohn eines Architekten, gekonnt niederschrieb – bis auf den Potsdamer Platz, da war der Drang anderer, Großes zu wollen, zu mächtig. Umgekehrt wäre der Zumthor-Bau der „Topographie des Terrors“ ohne ihren vehementesten Fürsprecher längst so tot, wie es Sparbausenator Peter Strieder gern hätte. Während andere Kritiker der 90er-Jahre die Bundeshauptstadt des Jahres 2001 nicht einmal zu denken vermochten, erkannte Lautenschläger im Schultes-Entwurf des neuen Kanzleramtes die monumentale Finesse des Werkes. Unbeirrt und bodenständig, so würdigt der Jubilar stets Geist und Wagemut der Architektur. So nimmt es kein Wunder, dass die Arbeit des amerikanischen Architekten Libeskind bei Lautenschläger stets höchste Anerkennung findet. „Eine Ausnahme im monotonen Bauzirkus der Stadt“, nannte er den Libeskind-Bau des Jüdischen Museums, „genial“ dessen Konstruktionsentwürfe des neuen World Trade Centers. Die Begeisterung geht bei dem passionierten Autoren so weit, dass er privat einen Zwillingsentwurf nachlegte. Ganz nebenbei bemerkt, ist Rolf Lautenschläger seit zehn Jahren der Architekturkritiker der Berliner taz. Wir wünschen unserem knorzigen Kollegen alles Gute für die nächsten fünf Jahrzehnte Stadtleben. AW
FOTO: WOLFGANG BORRS