: Hartz IV raubt Chancen
Studie: 70 Prozent der Arbeitslosen beziehen Hartz IV. Sie profitieren zudem kaum von der Jobentwicklung
BERLIN dpa/epd ■ Hartz-IV-Empfänger haben von dem Rückgang der Arbeitslosigkeit weniger profitiert als andere Arbeitslose. Bundesweit stellten Hartz-IV-Bezieher mittlerweile 70 Prozent aller Arbeitslosen, lautet das Ergebnis einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin. In den Städten sei der Anteil oft sogar noch höher.
Dabei seien Hartz-IV-Empfänger nicht weniger leistungsbereit als andere Arbeitslose, teilten die Wirtschaftsforscher mit. Sie seien aber oft gering qualifiziert und hätten deshalb schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Jeder Fünfte habe demnach keinen Hauptschulabschluss. Jeder Dritte könne keine Berufsausbildung vorweisen.
Bei den übrigen Arbeitslosen sei dagegen nur jeder Fünfzehnte ohne Schulabschluss und nur jeder Sechste ohne Berufsausbildung. In Westdeutschland seien diese Unterschiede besonders auffällig. In Ostdeutschland seien die Arbeitslosen wiederum im Schnitt besser qualifiziert.
Ein Drittel aller Arbeitslosen sei jedoch als „arbeitsmarktfern“ zu bezeichnen, weil sie entweder einen angebotenen Job nicht annehmen würden, oder weil sie sich selbst nicht um eine Stelle bemühten, hieß es weiter. Ältere Arbeitslose seien zu einem „erheblichen Teil“ nicht mehr bereit, am Arbeitsmarkt teilzunehmen. Auch in Ostdeutschland gebe es „nicht wenige“ Arbeitslose, die sich nicht aktiv um eine Anstellung bemühten. Dort seien angesichts der immer noch hohen Arbeitslosigkeit die Chancen, eine Beschäftigung zu finden, aber auch vergleichsweise stark eingeschränkt.
Laut Experten wird der Arbeitsmarkt im Jahr 2009 stagnieren: Der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, rechnet trotz niedrigerer Wachstumsprognosen nicht mit steigenden Arbeitslosenzahlen. Es werde keinen weiteren Abbau der Arbeitslosigkeit geben, aber auch keine dramatische Zunahme, sagte Weise.
Als einen Grund für seinen Optimismus nannte der BA-Chef die Arbeitsmarktreformen. Der Arbeitsmarkt sei „flüssiger“ geworden. Es gebe viele Arten von Arbeitszeitmodellen und mehr Eintrittsstufen, etwa durch die geförderte Selbstständigkeit. Im Jahresdurchschnitt rechnet Weise für 2009 mit einer Stagnation der Arbeitslosenzahlen bei durchschnittlich 3,26 Millionen. Ende September waren in Deutschland 3.081.000 Frauen und Männer ohne Job. Dies entspricht einer Quote von 7,4 Prozent.