: Ein Pferd abseilen
Spielerische Angstbewältigung: Anke Kuhls Kinderbuch „cowboy will nicht reiten“ bietet dezenten Trost
Was man daraus lernen kann? Vielleicht, dass es anders kommt, als man denkt. Vielleicht aber auch, dass man oft genau das bekommt, was man am meisten fürchtet. Dem Cowboy in Anke Kuhls Kinderbuch cowboy will nicht reiten jedenfalls passiert beides – und noch mehr: Denn erstens ist er ein Außenseiter, weil er sich vorm Reiten fürchtet; verschämt radelt er über gepflegte Wege, derweil die übrige Dorfbelegschaft wild durch Prärien reitet. Zweitens steht in Cowboys eines Morgens ein Riesenpferd, das er nur durch Aufsägen des Fensters hinausbefördern kann. Und drittens fällt er beim Abseilen des Pferdes selbstverständlich auf dasselbe, sodass er im Folgenden schleunigst das Reiten lernen muss, will er nicht herunterfallen.
Geschrieben und gezeichnet ist all das mit jenem liebevollen Understatement, das eigentlich für englische Kinderliteratur typisch ist: „Das ist mir sehr unangenehm“, sagt er zum morgendlichen Pferd, und dass er im Schlafanzug durchs Dorf reitet, ist ihm „gar nicht recht“.
Doch wie‘s halt so geht: Hinaus in die Prärie wehen er und das Pferd, wie von Zauberhand fliegen ihm gebratene Vögel und Trinkwasser in den Mund; mittlerweile kann er auf dem Pferderücken sogar stehen. Und hätt‘ er von vornherein gewusst, dass er nur „brrr“ zu sagen braucht, um den Gaul zu stoppen, wäre sicher alles einfacher gewesen. Das Buch allerdings wäre nicht nur um einige wunderbare Zeichnungen ärmer. Sondern auch um die ganz nebenbei vermittelte Erkenntnis, dass man, was man braucht, oft ganz zufällig bekommt. Oft zwar in letzter Sekunde, aber immer noch zur rechten Zeit. PS
Anke Kuhl: cowboy will nicht reiten. Hamburg: Carlsen-Verlag 2003; 32 S., 14 Euro