Elbmarsch ohne Reaktor : Ein Grund zum Strahlen
Nur ein abgeschaltetes Atomkraftwerk ist ein gutes Atomkraftwerk – so einfach ist die Realität leider nicht. Denn der Forschungsreaktor in Geesthacht war und ist kein Strahlenmonster. Ein Grund für eine Unbedenklichkeitsbescheinigung ist das dennoch nicht.
KOMMENTAR VON SVEN-MICHAEL VEIT
Vier tote und 17 weitere schwer kranke Kinder und Jugendliche, die höchste Zahl an Blutkrebserkrankungen weltweit – das Leben in der Elbmarsch ist riskant. Und noch niemand kam auf die Idee, dass etwas anderes als Nuklearanlagen daran Schuld sein könnten. Die Ausdünstungen der Schafe auf dem Deich werden es ja wohl kaum sein.
Allerdings gibt es bis heute keine Beweise dafür, dass das AKW Krümmel oder der Minireaktor der GKSS krank machen. In der Sache aber ist damit nichts gewonnen. Und so sinkt denn auch die Hoffnung, dass die laufenden Untersuchungen Licht ins Dunkle bringen.
Gleichwohl ist eine gewisse Erleichterung nicht von der Hand zu weisen. Das Krümmelmonster steht seit 16 Monaten still, der kleine Nachbar soll schon bald seine letzten Neutronen verblitzen. Und dass eine Gefahr bislang nicht zu beweisen ist, ist ja kein Beleg für die Ungefährlichkeit. Eine Strahlenquelle weniger ist grundsätzlich ein Fortschritt.
Denn bei Nukleartechnologie gilt ganz besonders: Misstrauen ist schon gut, Kontrolle aber ist noch besser.