: 35.000 Erdbebentote
Eine 97-Jährige wird aus den Trümmern von Bam gerettet. Sie überlebte in einem Luftloch zwischen Hauswänden
BAM ap ■ Acht Tage nach der Erdbebenkatastrophe in Iran ist am Samstag eine 97 Jahre alte Frau lebend aus den Trümmern der Stadt Bam geborgen worden. Sie befand sich gestern in einem „bemerkenswert guten Zustand“, wie der Rotkreuzarzt Paul Odberg berichtete.
Die nach eigenen Angaben 97-jährige Scharbanu Masandarani wurde bei der Bergung von Leichen in den Trümmern entdeckt. „Es ist ein Wunder“, sagte Behördensprecher Asadollah Iranmanesch. Odberg zufolge hatten ihr Angehörige kurz vor dem Erdbeben etwas zu essen und zu trinken ans Bett gebracht. So gestärkt und in ihr warmes Bett gehüllt, habe sie es geschafft, in einem Luftloch zwischen zwei eingestürzten Hauswänden zu überleben.
Brigadegeneral Hosein Fat'ahi von der Islamischen Revolutionären Garde sagte der iranischen Nachrichtenagentur Irna am Samstag, die Zahl der Todesopfer des verheerenden Erdbebens vom 26. Dezember liege nunmehr bei 35.000. Weitere 17.000 Menschen seien verletzt worden. In einem ebenfalls am Samstag veröffentlichten Lagebericht des UN-Koordinationsteams zur Katastropheneinschätzung wurde die Zahl der offiziell bestätigten Toten in Bam mit 29.700 angegeben. Mindestens 5.000 weitere Opfer seien vermutlich unregistriert beerdigt worden.
Dem UN-Bericht zufolge leiden viele Überlebende des Erdbebens unter psychischen Störungen wie posttraumatischem Stress. Der Leiter der Behörde für psychische Krankheiten in der Provinz Kerman, Mohammad Farodschpur, erklärte, wenn die Stresssymptome nicht behandelt würden, könnten sich daraus Fälle von schwerer Depression bis hin zum Selbstmord entwickeln. Deutsche und französische Hilfsorganisationen wollten nach Angaben der UNO insgesamt 130 Psychologen und Psychiater zur Betreuung der Überlebenden von Bam einfliegen. Der iranische Rote Halbmond entsandte bereits 40 Beraterinnen.
Das Erdbeben der Stärke 6,6 zerstörte dem UN-Bericht zufolge bis zu 85 Prozent der Gebäude in Bam irreparabel. Rings um die Stadt entstünden Lager mit beheizten Zelten für die Obdachlosen, die bislang inmitten der Ruinen in unbeheizbaren Zelten gehaust hätten.