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Archiv-Artikel

Oberflächlich verspielt

Der enttäuschende HSV verliert beim Schlusslicht 1. FC Kaiserslautern mit 1:2 und rennt seinen internationalen Ambitionen hinterher. Jara hofft auf neue Serie

In der Saison 1995/96, kurz nach Ostern, hatte der Hamburger SV mit einem 2:1-Sieg beim 1. FC Kaiserslautern den Abstieg der Pfälzer aus der Bundesliga quasi besiegelt. Die drei Punkte gegen den HSV fehlten am Saisonende zum Klassenverbleib. Auch dieses Mal hätten die Hamburger auf dem Betzenberg Schicksal spielen können, doch Sergej Barbarez wurde in der 4. Minute vom Flug des Balls nach einer Ecke von Mehdi Mahdavikia zu sehr überrascht und verfehlte das Lauterer Tor aus drei Metern Entfernung.

Fortan hatte der HSV ein spielerisches Übergewicht, doch Mahdavikias Freistoß in der 20. Minute faustete FCK-Torhüter Tim Wiese zur Ecke. „Oberflächlich gespielt“ habe seine Mannschaft, haderte HSV-Trainer Kurt Jara hinterher mit der verpassten Chance, durch einen Sieg in der Pfalz auf den 5. Platz, einen UEFA-Cup-Rang, nach vorne zu springen.

Doch der Tabellenletzte aus Kaiserslautern entpuppte sich als ein stärkeres Kaliber als der VfL Wolfsburg, der sich eine Woche zuvor in der AOL-Arena nahezu kampflos ergeben hatte. Dass die Hamburger auf eine trotz ihrer desolaten Finanz- und schlechten sportlichen Situation hoch motivierte Lauterer Elf trafen, die erstmals seit Wochen mit dem vorher strafversetzten Ciriaco Sforza antrat, verunsicherte die Spieler des HSV, je länger das Spiel dauerte.

Bereits zur Halbzeit hätte der im Abschluss glücklose 1. FCK mit zwei Toren vorne liegen können, doch Miroslav Klose (12.) und José Dominguez (28.) vergaben zwei hundertprozentige Chancen. Anstatt den angeschlagenen Gegner nach der Pause entschlossener zu attackieren, ließen sich die in Weiß spielenden Hamburger in der 51. und in der 58. Minute gleich zwei Mal überraschen. Erst bediente der überragende Sforza den Tschechen Vratislav Lokvenc, der HSV-Torhüter Martin Pieckenhagen keine Chance zum Eingreifen ließ. Dann düpierte Markus Anfang nach einem Fehler von Milan Fukal gleich drei Hamburger und flankte auf Klose, der mit seinem Direktschuss Pieckenhagen erneut überwand. Damit war der HSV geschlagen, ja, er gab sich geschlagen. In der Folge häuften sich die Meckereien unter den Spielern, weil ihnen nichts mehr gelang. Nur nach einer Ecke von Mahdavikia in der 70. Minute hätten Fukal und Erik Meijer auf 1:2 verkürzen können, doch beide verpassten den Ball, der ins Aus flog. Kurt Jara rang dem Misserfolg Positives ab. Er war „froh, dass unsere Serie auswärts zu Ende ging, jetzt können wir nächste Woche gegen Hertha BSC Berlin eine neue starten.“

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