: geläufig Stadt zur Selbstbedienung
„Gebrauchtartikel, Baumaterialien, Kuriositäten – hier erfahren Sie mehr! Im Schaufenster wird der Gegenstand der Woche präsentiert. Sie können bei uns anrufen, uns besuchen oder uns per E-Mail kontaktieren. Wir teilen Ihnen gerne mit, wo Sie Orte in der Stadt zur Selbstbedienung finden. Halten auch Sie die Augen offen und melden Sie, was Sie auf Ihren Wegen durch die Stadt entdecken oder was Sie vielleicht selbst umsonst abgeben möchten. Möglichst mit Angaben zu Ort und Zeit, dem Gegenstand und dessen Zustand.“ Was klingt wie eine etwas zu ausführlich (und etwas zu verrückt) geratene Kleinanzeige, ist der ganz ernst gemeinte Ankündigungstext für eine Kunstaktion. Selbstbedienungszentrale nennt sich diese Aktion aus dem Umfeld der „ErsatzStadt“-Aktivisten, sie findet im Glaspavillon neben der Volksbühne statt, und es geht hier darum, Zeug einzusammeln. Beziehungsweise: Zeug ausfindig zu machen, herrenlose Möbel an Straßenecken etwa, herumstreunende Altlasten, deren Standort dann verzeichnet und bekannt gemacht wird. Zu beweisen ist, dass Berlin, einst Hauptstadt und Möchtegern-Metropole, nun zu einer „Umsonststadt“ geworden ist, wie es so schön in der Ankündigung heißt. Na, wenn das der Senat, vor allem aber der Finanzsenator wüsste. Der käme dann wohl auch, um zu schauen, wo es noch was zu holen gibt für diese arme Stadt, die auch noch ein Bundesland ist, so ganz nebenbei. Geöffnet hat dieses merkwürdige ErsatzStadt-Geschäft, das eine Kunst ist, heute jedenfalls erstmals ganz regulär.
Glaspavillon der Volksbühne, ab 16 Uhr