: „Ich kann auch auf den Tisch hauen“
Almuth Tharan, neue grüne Landeschefin, wird zwar als etwas introvertiert beschrieben, sieht das selbst jedoch anders. Sie fordert eine Option zur Koalition mit der SPD, erkennt aber bei der CDU nur „Schwatz-Grün“ statt Gemeinsamkeiten
taz: Frau Tharan, Sie sind erst im zweiten Wahlgang gewählt worden. Das schwächt doch Ihren Start.
Almut Tharan: Ich denke nicht, weil das Ergebnis im zweiten Durchgang doch ganz gut war. Außerdem habe ich die erforderliche Mehrheit im ersten Wahlgang ja nur knapp verpasst.
Über Sie heißt es, Sie seien ein Stück weit introvertiert. Besteht da nicht die Gefahr, hinter einem Fraktionsvorstand zu verschwinden, der alles andere als introvertiert ist und nun im erweiterten Landesvorstand sitzen kann?
Das wäre nur so, wenn ich wirklich so wäre, wie Sie sagen.
Wie sind Sie denn?
Ich kann auch auf den Tisch hauen, fragen Sie mal in meinem Kreisverband nach. Ich bin durchaus meinungsstark, ich muss das aber nicht jedem sofort auf die Nase binden. Und manchmal mache ich auch mein Ding, ohne mich bei allen rückzuversichern.
Wegen der jetzt beschlossenen Erweiterung des Landesvorstands befürchteten einige gleich, damit sei die Tür für das komplette Ende der Trennung von Amt und Mandat geöffnet.
Das würde wieder einer Satzungsänderung bedürfen. Ich sehe das nicht so kommen und halte das auch nicht für nötig. Wir haben auch so genug gute Leute, sodass wir für die Parteispitze nicht unbedingt Mandatsträger brauchen.
Sie fordern eine Koalitionsoption jenseits der SPD. Schwarz-Grün?
Das ist ein theoretisches Modell. In Berlin aber wäre das mit der jetzigen CDU nur „schwatz-grün“, und das kann keine Option sein – leider oder Gott sei Dank.
Leider oder Gott sei Dank – was denn von beiden?
Es gibt in diesem Landesverband Leute, die das bedauern. Die gab es vor einiger Zeit noch nicht, die gibt es jetzt. Und es gibt andere, die sagen „Gott sei Dank“, und das ist sicherlich noch die Mehrheit.
Und was sagen Sie selbst?
Ich selber kann es mir theoretisch vorstellen, in Berlin aber nicht. Ich habe im Abgeordnetenhaus die jungen Herren aus der CDU kennen gelernt und weiß nicht, was ich mit denen gemeinsam hätte. Einige sollen anders sein. Aber mich hat eher entmutigt, was ich erlebt habe.
Nike Wessel, 21 und Chefin der Grünen Jugend, hat als neue Beisitzerin das mit Abstand beste Ergebnis und nicht weniger Beifall als die Parteispitze bekommen. Ist sie die Hoffnung der Grünen von morgen?
Das wird man sehen. Sie hat eine erfrischende Rede gehalten, und das wird schon honoriert. Ich denke, dass sie – und auch andere aus der Grünen Jugend – eine Zukunft in der Partei hat.
INTERVIEW: STEFAN ALBERTI