unterm strich
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Spitzelaffäre um Milan Kundera: Nach einem Bericht über seine angebliche Spitzeltätigkeit für die Sicherheitspolizei hat der Schriftsteller Milan Kundera eine Entschuldigung von dem tschechischen Wochenmagazin Respekt gefordert, das Mitte Oktober den Autor verdächtigte, im Jahr 1950 als Student einen Antikommunisten angezeigt zu haben. Kundera bestreitet die Vorwürfe. Radio Prag berichtete gestern, Kundera werde von der tschechischen Künstleragentur Dilia vertreten und drohe mit rechtlichen Schritten. „Wir haben eine Beschwerde erhalten, und unsere Anwälte beschäftigen sich damit“, hieß es aus der Redaktion von Respekt. Der Generaldirektor von Dilia, Jiří Srstka, sagte, Kundera erwarte eine Entschuldigung in „spezifischer Form“. Details wollte er nicht nennen. Der auf einer Polizeiakte basierende Enthüllungsartikel von Respekt war in Tschechien überwiegend als glaubwürdig angesehen worden. Das staatliche Institut zur Untersuchung totalitärer Regime (USTR) bestätigte die Echtheit des belastenden Dokuments, das sich in den USTR-Archiven fand. Kunderas Dementi wurde vor allem von internationalen Schriftstellerkollegen anerkannt. Der 79-Jährige war 1975 nach Frankreich emigriert. Mit seiner Heimat liegt er seitdem sowohl privat als auch künstlerisch im Clinch. Seit 1993 schreibt er in französischer Sprache.