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Archiv-Artikel

Drall drapierte Puppen

Blusen, Blazer und Baumwoll-Hosen in der alten Wertpapierbörse: 50.000 Kleidungsstücke warten in der „gereiften und bewährten“ neuen Shopping-Zone von Peek & Cloppenburg auf Kundschaft

taz ■ „Immer so, dass das Etikett gleich zu finden ist“: Oben in der Herrenabteilung gibt es für Peek&Cloppenburg-Mitarbeiter noch Schulungen im Hosenaufhängen. Unten, im Erdgeschoss der früheren Wertpapierbörse, trudeln derweil die hochwürdigen Premierengäste ein. Ein Vierteljahr später als ursprünglich geplant eröffnet das Bekleidungshaus morgen seine Tore. Der Space-Park-gebeutelte Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) zeigte sich erfreut über den „zeitgenauen“ Start. Immerhin: eine Baustelle weniger.

Grau-beiger Teppichboden, abgehängte weiße Decke, Verkaufstische aus rötlichem Holz, breite Fußwege: In seiner neuesten Filiale setzt der Kleiderkonzern auf Variante 5 der hauseigenen Innenausstattung „01“ – eine „gereifte und bewährte Ladenbauversion“, sagt Unternehmensleiter James Cloppenburg. Er ist sich natürlich sicher: „Es ist das schönste Haus unserer 25-Millionen-Klasse.“

Über 6.000 Quadratmeter groß ist die neue Shopping-Zone für Blusen, Blazer und Baumwoll-Hosen – mehr als drei Mal so viel wie am alten Peek&Cloppenburg-Standort in der Obernstraße. Zum ersten Mal seit über 20 Jahren gibt es daher auch wieder eine Kinder-Kollektion. Die 1957 eröffnete Bremer Filiale – in das Gebäude sollen in einigen Monaten zwei neue Einzelhändler einziehen – sei von Anfang an „zu klein“ gewesen, sagt Unternehmens-Boss Cloppenburg. Gestern im Neubau allerdings, zwischen prall gestapelten Hemden und drall drapierten Schaufensterpuppen, bekam selbst er ein wenig Muffensausen: „Da beschleicht uns doch das Gefühl, es könnte zu groß sein.“

45 Millionen Euro steckte die Bremer Landesbank in Grundstück und Gebäude. Zwei Jahre lang brachen Bauarbeiter das Innere der früheren Wertpapierbörse ab. Während Stahlträger die denkmalgeschützte Fassade stützten, meißelten sich die Bagger durch zwei Meter dicke Fundamente und Findlinge, die tief im Erdboden zum Vorschein kamen. Dann rückten Betonmischer an und versahen die knapp hundert Jahre alte Außenwand mit einem neuen Haus dahinter. Untergeschoss und drei weitere Etagen hat Peek&Cloppenburg für 30 Jahre gemietet, darüber residiert der Bügeleisen- und Kaffee-Konzern Tchibo. Wirtschaftssenator Hattig stöhnte erleichtert: „Ich denke immer an den Bahnhofsvorplatz ...“

Lastwagenweise karrten die Lieferanten in den letzten Tagen die Grundausstattung für die Neueröffnung heran. 7.000 Herrenhosen hat einer der Verkäufer etikettiert, mit Größenschildchen versehen und in die Regale eingeräumt. Unten in der Damenabteilung mussten noch Anfang der Woche erst einmal die Regale und Kleiderständer aufgebaut werden. „Da war noch nichts“, sagte eine Verkäuferin.

Mindestens doppelt so viel Umsatz als bisher ist nötig, damit die Filiale schwarze Zahlen schreibt, hat Cloppenburg ausgerechnet. Die Kassiererin an der noch leeren Kasse schockt das nicht: „Von mir aus kann’s losgehen.“ Armin Simon