: Stoisch in den Ersatzverkehr
Ein knappes Jahr ohne S-Bahn zwischen Zoo und Charlottenburg – die Berliner nehmen‘s gelassen
Das Chaos blieb aus: Auf die Sperrung der S-Bahn-Trasse zwischen den Bahnhöfen Zoo und Charlottenburg waren die meisten Fahrgäste am Montagmorgen offenbar vorbereitet. Die angebotenen Ersatzbusse wurden laut S-Bahn-Sprecher Ingo Priegnitz eher wenig frequentiert. Dagegen war die bis Potsdam verlängerte Linie S 1 deutlich stärker ausgelastet als sonst. Die rund vier Kilometer lange Stadtbahnstrecke vom Zoo Richtung Westen bleibt voraussichtlich bis Mitte Dezember eine Baustelle.
Viele Fahrgäste umfuhren das Nadelöhr im Berufsverkehr mit der Ringbahn, auf U-Bahn-Strecken oder mit Regional-Express-Linien. Auf das häufige Umsteigen und längere Fahrzeiten reagierten die meisten mit stoischer Ruhe. Auch an den Metallgittern, mit denen in Charlottenburg die Zugänge zu den S-Bahn-Gleisen seit Montag verrammelt sind, wurde nicht gerüttelt.
Berlintypisches Gemecker war nur am Busbahnhof Zoo zu hören, wo es Beschwerden über den langen Weg vom Bahnsteig bis zur Haltstelle der Ersatzbusse gab. Um diesen wenigstens eindeutig zu kennzeichnen, hatte die Bahn grüne Fußstapfen auf den Boden geklebt: „Besser als jedes Schild“, so S-Bahn-Sprecher Priegnitz. Gestern wurden außerdem mehrere Dutzend zusätzliche Mitarbeiter – davon 20 Auszubildende – eingesetzt, um den Reisenden beizustehen.
Auf der S-Bahn-Strecke zwischen Zoo und Charlottenburg begannen unterdessen die Gleisbauarbeiten. Während der Fernbahnverkehr ungehindert rollt, sollen auf dem Stadtbahnviadukt die Schienen aufgenommen und Betonplatten verlegt werden. Später werden laut Plan 11 Kilometer Gleis neu verlegt, 13 Brücken, 41 Weichen sowie die Signaltechnik werden erneuert. Bis zur Fußball-WM 2006 soll der gesamte Abschnitt zwischen Zoo und Westkreuz für rund 100 Millionen Euro modernisiert sein.
Die S-Bahn-Kunden müssen voraussichtlich bis zum 13. Dezember mit der Vollsperrung leben. Die weiteren Sanierungsarbeiten in Richtung Westkreuz werden dann „unter rollendem Rad“ ausgeführt. Ob der S-Bahnhof Charlottenburg wie geplant näher an die U-Bahn-Station Wilmersdorfer Straße rückt, ist noch unklar. Laut S-Bahn verhandelt die Bahn AG mit dem Land Berlin weiter über offene Grundstücksfragen. DPA, DDP