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Archiv-Artikel

Ein schillernder Workaholic

Michael Knape, der designierte Chef der neuen Großdirektion, ist ein Mann mit vielen Ecken und Kanten:Der Honorarprofessor an der Fachhochschule für Rechtspflege ist zugleich Einsatzleiter der geschlossenen Einheiten

Auf den ersten Blick wirkt der 51-jährige leitende Polizeidirektor Michael Knape wie ein gemütlicher Wachtmeister aus dem vergangenen Jahrhundert. Klein, rund, dicker Schnauzbart. Aber der Schein trügt. Der Mann, der die künftige Polizei-Großdirektion im Ostteil der Stadt leiten soll, ist alles andere als zimperlich. Dass er zupacken kann und lässt, hat Knape schon vielfach unter Beweis gestellt. Egal, ob es sich um die Begleitung eines Castor-Transports handelt, um Aufmärsche von Neonazis, Walpurgisnacht oder um den 1. Mai – die Liste der Einsätze, bei denen Knape die geschlossenen Einheiten angeführt hat, ist lang. „Ein ausgezeichneter Taktiker“, heißt es bei der Polizei anerkennend.

Wie sich das anfühlen kann, bekamen einige tausend Menschen zu spüren, die im vergangenen Mai nach der Anti-Bush-Demonstration im Lustgarten mit der Polizei Katz und Maus spielten. Irgendwann fuhren die Wasserwerfer auf und die Polizei räumte gnadenlos auf. Nach dem 1. Mai 2002 machte Knape Schlagzeilen, weil er das von oben verordnete so genannte Deeskalationskonzept „der ausgestreckten Hand“ öffentlich für gescheitert erklärte. Auf Nachfrage der taz dementierte Knape dies gestern allerdings: „Ich habe lediglich gesagt, dass das Einsatzkonzept der ausgestreckten Hand von einer Vielzahl von Straftätern mit Füßen getreten worden ist.“ Dennoch sei er bis heute der Meinung, dass die Polizei das Konzept der ausgestreckten Hand in den nächsten Jahren weiterentwickeln müsse.

Knape als Hardliner zu bezeichnen, wäre verfehlt. „Schillernd trifft es besser“, sagt der innenpolitische Sprecher der Grünen, Wolfgang Wieland. „Er hat immer die politische Diskussion gesucht, auch mit uns.“ Knape selbst bestätigt nur ungern, dass er seit 28 Jahren CDU-Mitglied ist: Er habe immer genau zwischen der Arbeit als Polizist und parteipolitischen Interessen zu trennen gewusst, sagt er. Seine Beförderungen seien stets darauf zurückzuführen, dass er stets Jahrgangsbester gewesen sei.

Der als Workaholic geltende Direktionsleiter ist Honorar-Professor an der Fachschule für Rechtspflege, wo er angehende Polizisten unterrichtet. Der von ihm verfasste Kommentar zum Allgemeinen Sicherheits- und Ordnungsrecht (ASOG) gilt unter Verwaltungsjuristen als einzige fundierte Grundlage. Umstritten dagegen ist Knapes Führungsstil: hart aber gerecht, meinen die einen. Er regiere in Gutsherrenart, nach dem Motto, Widerspruch nicht erwünscht, sagen andere. PLUTONIA PLARRE