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Archiv-Artikel

Schonzeit für den Hering verlangt

Forscher schlagen Alarm wegen des schwindenden Bestandes. Sie fordern von der EU drastische Beschränkungen

Wegen des sinkenden Heringsbestandes in der westlichen Ostsee fordern Wissenschaftler international eine drastische Reduzierung der Fangquoten. „Aus Fisch-ökologischer Sicht ist eine Absenkung um 60 Prozent sinnvoll“, sagte der stellvertretende Leiter des Rostocker Instituts für Ostseefischerei, Christopher Zimmermann.

Dies sei die Konsequenz daraus, dass im vergangenen Jahr die Quote nur um zehn Prozent statt wie vorgeschlagen um mindestens 20 Prozent reduziert wurde. „Dadurch haben wir Manövrierraum verloren.“ Zimmermann folgte bei der Quotenreduzierung einer Empfehlung des internationalen Rates für Meeresforschung. Die EU will am Montag in Luxemburg die Fangquoten festlegen.

Bereits seit fünf Jahren stelle die Forschung fest, dass der Heringsnachwuchs jährlich um 30 bis 50 Prozent geringer sei als der des Vorjahres, sagte Zimmermann. „Es ändert sich etwas im Ökosystem, wir tappen aber über die Ursachen im Dunkeln.“ Hypothesen gebe es viele, aber keine Beweise. In der Ostsee seien ähnliche Tendenzen wie beim Nordsee-Hering festzustellen, der nun bereits im achten Jahr hintereinander einen schwachen Jahrgang produziert habe.

Die Wissenschaft sehe die Lage der Küstenfischer, die zu Recht sagten, dass die Quotenreduzierung sie in eine schlimme Lage bringen werde. Zimmermann: „Die Fischerei kann nichts für den schlechten Zustand des Heringsbestandes, er ist nicht überfischt worden.“ Trotzdem führe kein Weg an diesen drastischen Maßnahmen vorbei. DPA