kabinenpredigt : So geht schlechte Sportpolitik
Für Fußballvereine und Sportplätze hat sich die Fraktion der Grünen ja noch nie interessiert. Ihr Antrag konnte also per se nur unglaubwürdig sein, fanden die anderen Parteien in der Bezirksverordnetenversammlung Kreuzberg-Friedrichshain. Es wird also vorerst nicht geprüft werden, ob man dem Fußballclub Türkiyemspor zu einer Beleuchtungsanlage verhelfen könnte. Der Antrag wurde vergangenen Mittwoch an die Ausschüsse verwiesen.
So mancher Siebtligist verfügt über eine eigene beleuchtete Sportanlage. Türkiyemspor, das nach Hertha und Union dritterfolgreichste Team der Stadt, aber nicht. Woche für Woche reisen die Spieler in diesem Herbst quer durch die Stadt. Von Bezirk zu Bezirk. Die Trainingspläne des Regionalligisten und der A-Jugend folgen der Kunst der Improvisation.
Natürlich versicherten diese Woche alle Parteien den Türkiyemspor-Vertretern, dass sie ja nichts gegen sie hätten. Nur dass sich die Grünen auf einmal für Sportbelange einsetzen, das fand Andy Hehmke (SPD) „beschissen und unfair“.
So funktioniert schlechte Kommunalpolitik: Man argumentiert einfach an den Interessen der Bedürftigen vorbei. Oder so: Man schiebt die Verantwortung ab. Der Bezirk müsse auch die Interessen der anderen Sportvereine wahren. Man sei dem Breitensport verpflichtet, argumentierte Clemens Teschendorf (ebenfalls SPD). Sprich: für die ambitionierten Belange eines Regionalligisten ist der Senat zuständig. Einem zweiten Antrag der Grünen, ein Gipfeltreffen mit dem Senat zu organisieren, wurde jedoch auch nicht zugestimmt und die Frage ebenfalls in die Ausschüsse verwiesen. Teschendorf nannte diesen Vorstoß der Grünen, „einen Schnellschuss“. Dass Türkiyemspor unter der Platzproblematik bereits seit Jahren leidet, weiß auch er.
Vom Senat ist in dieser Sache ebenso wenig erwarten. Dessen Zuwendungspolitik sah bislang so aus: Hertha und Union erhielten für ihre Spielstätten Millionenbeträge, Türkiyemspor bekam jede Menge Lob. Man würdigte die Integrationsarbeit des Clubs oder sein Engagement gegen Homophobie. Türkiyemspor wird mehr als eine Art Arbeiter-Samariter-Bund wahrgenommen denn als ein Club mit sportlichen Ambitionen. Wen es dennoch interessiert: Am Samstag verlor Türkiyemspor bei den Hertha-Amateuren mit 1:2. JOHANNES KOPP