piwik no script img

Archiv-Artikel

Konferenz vertagt

Termin für erstes Treffen irakischer Oppositioneller im Nordirak weiter offen. Wachsende Spannungen zwischen Ankara und irakischen Kurden

SILOPI taz ■ Nach zunächst unbestätigten Meldungen ist das erste Treffen der irakischen Opposition im Irak auf unbestimmte Zeit vertagt. Dabei scheinen große politische Schwierigkeiten die Konferenz lahm zu legen.

Einer der Hauptgründe ist, dass der Sondergesandte von US-Präsident Bush, Zalmay Khalilzad, seine Reise in den Nordirak vertagt hat. Das unterstreicht die Meldungen, nach denen die US- Regierung sich zunehmend von der irakischen Opposition distanziert und entschieden hat, die Nach-Saddam-Phase erst einmal selbst in die Hand zu nehmen.

Dazu kommen wachsende Spannungen zwischen der Türkei und den irakischen Kurden. Im Poker mit der US-Regierung um die Stationierung von Truppen hat die türkische Regierung darauf bestanden, Truppen unter eigenem Kommando in den Nordirak zu schicken und will zudem die US-Waffenlieferungen an die Kurden überprüfen.

Der Chef der kurdischen Demokratischen Partei, Massud Barsani, hat dagegen protestiert, dass türkische Truppen bis zu 150 Kilometer in den Nordirak einmarschieren sollen. Die Türken, so Barsani, seien willkommen, um humanitäre Einsätze zu unterstützen. Darüber hinaus sollten sie sich aber aus dem Nordirak heraushalten.

Das türkische Militär macht deutlich, dass es sich im Nordirak nicht heraushalten werde. An der türkisch-irakischen Grenze in Cizre und Silopi rollen bereits die Panzer. Ganz demonstrativ werden starke Kräfte an der Grenze zum Nordirak zusammengezogen. Zu den Ende letzten Jahres stationierten Soldaten wird nun noch die gesamte 2. Armee von rund 100.000 Mann in die Grenzregion verlagert. An den wachsenden Spannungen zwischen der Türkei und den irakischen Kurden droht nun auch eine geplante vorübergehende Öffnung der türkisch-irakischen Grenzstation in Habur für Journalisten zu scheitern. Seit Tagen warten in Silopi, dem nächsten größeren Ort vor der Grenze, rund 150 Journalisten auf Einreise. Angeblich weil die Oppositionskonferenz vertagt ist und die türkische Regierung ihre Teilnahme aufgrund der Aussagen Barsanis zurückgezogen hat, blieb die Grenze zu. Jetzt soll Ende der Woche ein türkisch-kurdisches-US-Treffen in Silopi stattfinden. JÜRGEN GOTTSCHLICH