: Kommen Sie doch an diese Kasse!
Mit ihrer Konsumette „Es liegt in der Luft“ schnuppert die Neuköllner Oper an den berauschenden Weihen eines Kaufhauses
Als „Es liegt in der Luft“ erstmals auf die Bühne gebracht wurde, jubelte der Kritiker im Berliner Börsen-Courier: „… wir haben eine Kabarettmusik gewonnen, die nicht nur des Tempos, auch des Geistes der Zeit würdig ist, eine internationale Höhe.“ Das war am 16. Mai 1928, und zwischenzeitlich ist schon einiges passiert. Zum Beispiel, dass an diesem in der Revue bespielten Platz nunmehr der Euro aus dem Portmonee gekramt werden muss. Mit der Reichsmark kommt man nicht mehr weit. Ansonsten aber hat sich in den Tempelanlagen des Kapitalismus kaum etwas geändert, und deswegen darf das in einem Kaufhaus der Zwanziger angesiedelte Musiktheater von Marcellus Schiffer und Mischa Spoliansky bei allem Kolorit doch auf genug an aktuellem Zeitbezug pochen. Die Neuköllner Oper hat „Es liegt in der Luft“ nun ins Heute versetzt und das Stück in Richtung „Konsumette“ angespitzt, was auch zu einem kleinen dramaturgischen Perspektivenwechsel führte. Aus den Orginal-Protagonisten, zwei im Kaufhaus abgegebenen und dort aufwachsenden Kindern, sind hier unter der Regie von Heidi Mottl Verkäuferinnen geworden, die einiges von ihren geheimen (und recht dunklen) Wünschen zu singen wissen. Denn Frust lässt sich zwischen einem widerlichen Abteilungsleiter, neurotischer Kundschaft und an der Kasse quengelnden Kindern durchaus in den großen Scheinen sammeln. Die ja mal wieder ausgegeben sein wollen. Da liegt was in der Luft.