: Emigholz fordert Grotheer heraus
Wer wird Chef der SPD Bremen-Stadt? Amtierender Vorsitzender bekommt Konkurrentin
Bremen taz ■ Seit gestern ist offiziell, was längst jeder wusste: Carmen Emigholz, kulturpolitische Sprecherin der SPD, hat ihre Kandidatur für den Vorsitz des mit 4.100 Mitgliedern landesgrößten SPD-Unterbezirks Bremen-Stadt erklärt. Amtierender Vorsitzender ist seit zehn Jahren Wolfgang Grotheer, seit vergangenem Jahr als rechtspolitscher Sprecher in der Bürgerschaft vertreten. Man werde fair und korrekt miteinander umgehen, erklärten gestern beide Kandidaten und nein, so Wolfgang Grotheer, „von einer Kampfkandidatur kann man nicht sprechen.“
Auch sonst scheinen sich ihre Vorstellungen zu ähneln. Das Programm, mit dem der amtierende Chef seine Partei in die kommenden Jahre führen will, heißt „Projekt Zukunft“, das von Carmen Emigholz „Zukunft Stadt“. „Wohin entwickeln sich der Arbeitsmarkt, die Wirtschaft, die Wohnbevölkerung in Bremen?“, heißt es in einem Papier des amtierenden UB-Vorstands vom November vergangenen Jahres, das, so Grotheer, allen Ortsvereinsvorsitzenden zugegangen sei. Carmen Emigholz, Ortsvereinsvorsitzende der Genossen in Arsten/Habenhausen, erklärte gestern zu ihrem Programm: „Wir müssen uns Gedanken machen, in welche Richtung wir Bremen entwickeln wollen in den kommenden Jahren. Was soll die Stadt leisten, wie wollen wir Einwohner gewinnen?“ Sie findet, es brauche „neue Ideen und neue Köpfe“. Grotheer beschränke sich ihrer Meinung nach zu sehr auf die Organisation der Scherf-Nachfolge – ein Vorwurf, den Grotheer zurückweist, mit Hinweis auf „Projekt Zukunft“ und auf sein Papier zur Parteireform (taz berichtete). Das wiederum ist Carmen Emigholz zu wenig: „Ich glaube, dass es um sehr viel radikalere Ideen gehen muss. Ortsvereine setzen viele Dinge, die Grotheer gefordert hat, schon um“.
Anlass für die 41-jährige Emigholz sei der UB-Parteitag nach der Wahl gewesen, als die Delegierten den Koalitionsvertrag durchfallen ließen: „Das war aus meiner Sicht kein Einzelfall, sondern ein Ausdruck für eine große Verunsicherung der Partei, für schwelende Frustration. Dem muss man begegnen.“
Grotheer gab sich gestern gelassen: „Ich lasse mich gerne messen an dem, was ich gemacht habe. Das kann die Partei beurteilen.“ Das tut sie am 28. Februar, beim Parteitag des Unterbezirks Bremen-Stadt. sgi