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Archiv-Artikel

Naturschutz im Rekordtempo

Am Sonntag wird der Nationalpark Eifel offiziell eröffnet. Um die Nutzung der Nazi-Ordensburg Vogelsang inmitten des Areals wird noch gekämpft – doch die Premiere wird im Gebirgsland schon einmal groß gefeiert

BOCHUM taz ■ „Das Band wird geknüpft“, Volker Hoffmann, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins Nationalpark Eifel ist voller Hoffnung. Rund um die 110 Quadratkilometer zwischen Köln und Aachen wird am Sonntag zur Park-Premiere ein Geschenkband flattern.

Nur drei Jahre hat es gedauert, bis aus Hoffmanns Idee der erste Nationalpark Nordrhein-Westfalens wurde. Warum es so rasch ging? „Bei der Ausweisung der Fauna-Flora-Habitat-Zonen fiel mir schon auf, das hier ohnehin fast alles Naturgebiet war“, erinnert sich der Naturschützer. Und dann habe er sich aufgemacht zu den Bürgermeistern und Kreisräten, dem Regierungspräsidium Köln – „Lobbyarbeit“ nennt er das. Das es in nur drei Jahren gelang, habe er gehofft: „Landtagswahlen liegen vor uns“, sagt der einstige Kapitän mit Gespür fürs Timing.

Für Dirk Jansen vom Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), sprachen Eigentumsfragen für den Park: „Nur so gelang es im Rekordtempo“. Die Flächen gehörten nur Bund und Land. Genutzt habe auch ein BUND-Gutachten, das die Chancen für die strukturschwache Region aufzeigte: „Mit dem Nationalpark werden 1.000 neue und sichere Arbeitsplätze entstehen“, hofft Jansen und verweist auf den Konsens von Landesregierung, Kommunen, Wirtschaft und Umweltverbänden.

Andernorts ist es schwieriger: Seit 50 Jahren kämpfen Naturverbände für einen Nationalpark in der Senne: „Auch für die Senne gibt es jetzt Rückenwind“, hofft Jansen.

50 Jahre alt ist auch die Eifel-Park-Idee. Nach dem Krieg sei versucht worden, statt Truppen anzusiedeln, einen Naturpark zu gründen, hat Hoffmann heraus gefunden. Es kam anders: Noch heute sind belgische Truppen stationiert und werden am Sonntag die Reden von Umweltministerin Bärbel Höhn, Kölns Regierungspräsidenten Jürgen Roters und Gastsprecher Franz Alt verfolgen können. Spätestens 2006 werden sie das Eifel-Areal verlassen, vielleicht früher, vermutet Jansen.

Auch die Zukunft der Nazi-Ordensburg Vogelsang ist unklar. Der Bau steht unter Denkmalschutz. Die Naturschützer fordern eine Nutzung, die zum Nationalpark passt. Jansen will kein „Phantasialand“ und auch eine „Tingstätte für ewig Gestrige“ müsse verhindert werden. Vielleicht könne die Wehrmachtsausstellung hier einen festen Platz bekommen.

Nationalparkstratege Hoffmann hat dazu vor zwei Jahren bereits eine Absage von Jan-Philip Reemtsma vom Hamburger Institut für Sozialforschung erhalten. „Ich sehe das aber mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ – vielleicht ist die Wehrmachtsausstellung für diesen Ort eben nicht geeignet.

CHRISTOPH SCHURIAN