: Senat soll keine Titel mehr verschenken
Die Grünen wollen die Vergabe von Orden und Ehrungen demokratisieren. Sie fordern: Weg mit der Vergabe von Ehrenprofessor-Titeln durch den Senat und der automatischen Auszeichnung für alle Bundespräsidenten
Die Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus will den Berliner Ehrenprofessor-Titel abschaffen. „Wie der Titel vergeben wird, finden wir äußerst merkwürdig“, sagte am Freitag Alice Ströver, kulturpolitische Sprecherin der Grünen im Abgeordnetenhaus. In Berlin verleiht der Senat die Auszeichnung, keine der Universitäten.
„Der Titel Professor wird herabgewürdigt. Er gehört an die Hochschulen“, meinte Alice Ströver. Die Praxis, dass das Land Ehrenprofessoren ernenne, sei überflüssig. „Es ist eine Kuriosität, die es nur in Berlin gibt.“ Nur in Hamburg werden auch noch verdiente Personen aus Wissenschaft und Kunst vom Senat zum Professor h. c. gemacht. Berlin hat seit 1975 70 Menschen zu Ehrenprofessoren ernannt, unter anderem den mittlerweile verstorbenen Regisseur Billy Wilder und den Kunstmäzen Heinz Berggruen. Solche Persönlichkeiten könne man auch mit den übrigen Ehrungen des Landes Berlin würdigen, glauben die Grünen und fordern in einem Antrag die Abschaffung des Ehrenprofessors. Der Titel könne auch von einer der Berliner Unis vergeben werden. Bisher macht das keine der Hochschulen. Außerdem möchte die Fraktion auch die Vergabe der Landesehrungen neu gestalten. Bisher können für die wichtigsten Auszeichnungen nur Mitglieder von Senat und Abgeordnetenhaus Vorschläge machen. Verdienstorden, Ernst-Reuter-Plakette und die Ehrenbürgerwürde werden praktisch vom Senat allein vergeben. Vorschläge für die Ehrungen sollten in Zukunft vor allem aus der Bevölkerung kommen. „Fragen wie nach der posthumen Ehrenbürgerwürde für Marlene Dietrich müsste man dann nicht mehr stellen“, so Ströver.
Das Ziel der Grünen: Die Preisträger der Stadt sollen „Identifikationsfiguren für die Bürger“ sein. Mehr Frauen sollen berücksichtigt werden (von den neuesten 11 Ehrenbürgern waren 10 Männer) sowie mehr Berliner ostdeutscher und ausländischer Herkunft. Eine andere Minderheit soll nach den Plänen der Grünen nicht mehr so oft ausgezeichnet werden: Bundespräsidenten. „Die Ernennung von Johannes Rau zum Ehrenbürger finde ich wenig originell“, sagte Alice Ströver. Als die Stadt noch geteilt war, sei es eine wichtige Geste gewesen, jeden Bundespräsidenten zum Ehrenbürger Westberlins zu machen. „Heute hat diese Auszeichnung keinen Sinn mehr.“ BERNHARD HÜBNER