: Gaza vor dem Sturm
Israel bietet Palästinensern wieder einmal Waffenruhe gegen Ende von Selbstmordattentaten. Verteidigungsminister hat ganz andere Pläne
JERUSALEM/GAZA afp/dpa ■ Israel hat den Palästinensern offenbar Vorschläge für eine Waffenruhe im Gaza-Streifen unterbreitet. Wie das Militärradio gestern berichtete, will Israel seine Armee aus dem Gaza-Streifen zurückziehen, wenn die Palästinenser ein Ende von Selbstmordanschlägen garantieren. Danach nimmt der Vorschlag Teile eines Planes vom früheren Verteidigungsminister Benjamin Ben Elieser auf, wonach sich die Armee zunächst aus dem Gaza-Streifen und aus Bethlehem zurückziehen sollte. Dies wurde vorübergehend in Bethlehem umgesetzt, nicht im Gaza-Streifen. Israels Ministerpräsident Ariel Scharon habe seinen Minister ohne Geschäftsbereich, Dan Meridor, beauftragt, Kontakt zu den USA und anderen Staaten aufzunehmen, um diesen Plan umzusetzen, so der Sender weiter.
Dagegen erklärte Israels Verteidigungsminister Schaul Mofas gestern, Teile des Gaza-Streifens erneut zu besetzen, um Raketenangriffe zu verhindern. Nach einer Serie von Angriffen mit Kassam-Kurzstreckenraketen auf die Stadt Sderot sagte Mofas, die Armee habe ihm empfohlen, „mehrere Positionen im Gaza-Streifen zu besetzen, und genau das wird geschehen“.
Beim israelischen Beschuss mit einer Panzergranate im südlichen Gaza-Streifen sind gestern auf einem Markt vier palästinensische Frauen verletzt worden, eine von ihnen lebensgefährlich. Die Granate soll aus einem israelischen Panzer abgefeuert worden sein. Eine Armeesprecherin sagte, man prüfe den Bericht.
Israelische Soldaten zerstörten indes in Rafah sieben palästinensische Häuser. Aus palästinensischen Sicherheitskreisen hieß es, die Armee habe die Einwohner nicht zeitig gewarnt. Die Bulldozer seien plötzlich in die Stadt gerollt, die Soldaten hätten die Bewohner über Lautsprecher zum Verlassen der Häuser aufgefordert, die keine Zeit mehr hatten, ihre Habe zu retten.
Ein Reuters-Kameramann, der Sonntag im Gaza-Streifen von israelischen Soldaten festgenommen wurde, ist wieder frei. Der 34-Jährige war inhaftiert worden, als er den Vormarsch der Armee in Beit Hanun filmte. Die Armee warf ihm Verwicklung in „terroristische Aktivitäten“ vor.