Strahlende Aussicht

Bürgerschaftsanhörung zu Gesundheitsgefahren von Mobilfunk-Anlagen. Sozialdemokraten und Grüne fordern die Kontrolle über den Ausbau

Kontrolle des Mobilfunk-Ausbaus & Gesundheitsvorsorge für die Bevölkerung lauten die Themen.

Von MARCO CARINI

Man kann sie nicht sehen, hören oder greifen. Und doch stehen die von Mobilfunk entstehenden elektromagnetischen Felder in Verdacht, extrem gesundheitsschädlich zu sein. Zahlreiche Studien belegen, dass die Strahlung von Handys und Mobilfunkstationen Gehirntumoren, Herzinfarkte oder Gehirnblutungen auslösen können. Und ebenso viele Untersuchungen behaupten, dass die behaupteten Gesundheitsschäden nicht sicher nachgewiesen sind.

Gesundheitsvorsorge gewährleisten und den Mobilfunk-Ausbau in Hamburg kontrollieren: das ist die Intention von zwei Oppositions-Anträgen, zu denen heute im Gesundheitsausschuss der Hamburger Bürgerschaft eine Experten-Anhörung stattfindet. Welche gesundheitlichen Schäden drohen durch Mobilfunkantennen und Handys? Wie lässt sich Transparenz und Bürgerbeteiligung bei der Aufstellung neuer Sendemasten gewährleisten? Ist eine Kennzeichnung der Strahlenbelastung sinnvoll und durchsetzbar? Auf diese und andere Fragen sollen auf der heutigen Anhörung Vertreter der Mobilfunkbetreiber, Verbraucherschützer und Umwelt-Experten antworten.

Das Problem ist überall in der Stadt präsent: Schon heute gibt es in Hamburg nicht nur über eine Million Handy-Nutzer, sondern auch rund 760 Standorte von Mobilfunk-Sendern. Die hohe Dichte ist notwendig, weil die sogenannten Hochfrequenz-Puls-Strahlen umgeleitet und abgelenkt werden, sobald sie auf Hindernisse treffen. Durch den Aufbau des UMTS-Netzes wird sich diese Zahl in den kommenden Jahren annährend verdoppeln.

Während die Regierungskoalition bislang „keinen Bedarf“ für die Kontrolle und Einschränkung der Antennen-Invasion sieht, wollen SPD und Grüne die Diskussion über das Thema entfachen. Sie haben den Umweltberater Dirk Petersen von der Hamburger Verbraucherzentrale und den Geschäftsführer des ecolog-Institutes in Hannover, Peter Neitzke, zur Anhörung geladen. Letzteren gegen den Widerstand von Schwarz-Schill. Die Koalitionäre hielten die Forschungseinrichtung, die mehrere Studien zur Gesundheitsbelastung durch Mobilfunkanlagen für das Bundesamt für Strahlenschutz erstellt, für nicht seriös genug.

In ihrem heute im Focus der Experten stehenden Bürgerschaftsantrag fordert die SPD mehr Transparenz, staatliche Kontrolle und bezirkliche Mitwirkungsmöglichkeit bei der Auswahl von Standorten neuer Mobilfunkanlagen.

Daneben sollen neue Forschungsergebnisse über die Auswirkungen von Elektrosmog genauso öffentlich zugänglich gemacht werden, wie die tatsächliche Strahlungsintensität bereits vorhandener Anlagen.

Der GAL geht dieser Antrag nicht weit genug. Ihr umweltpolitischer Sprecher Christian Maaß fordert eine Verschärfung der geltenden Strahlengrenzwerte um den Faktor zehn und eine eindeutige Kennzeichnung der Strahlenbelastung von Handys.

Ein gewichtiges Wort dürften dabei am heutigen Abend die Bürgerinitiativen wie „Wellenbrecher“ oder „Störfrequenz“ mitsprechen, die sich gegen die Flut der Masten in Hamburger Wohngebieten und vor allem in der Nähe von Schulen und Kindergärten wehren.

Sie machen für die Anhörung mobil – aber ganz ohne Strahlung.

Die öffentliche Anhörung findet von 17 bis 21 Uhr im Kaisersaal des Hamburger Rathauses statt.