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Archiv-Artikel

Die Sozialdemokratin: Renate Drewke

Sie könnte die letzte Präsidentin des Regierungsbezirks Arnsberg sein – doch trotz der Bewegung der Sozialdemokraten in der Verwaltungsreform will Drewke Ruhrgebiet, Westfalen und Sauerland zusammenhalten: Sie glaubt an die SPD

„Aus Hagen bin ich nie wirklich rausgekommen“, sagt Renate Drewke mit einem Schulterzucken. Für SPD-Innenminister Fritz Behrens scheint das ein Qualitätskriterium zu sein. Als „Kind der Region“ sei die Sozialdemokratin die perfekte Besetzung für den Sessel der Arnsberger Regierungspräsidentin, sagte er bei ihrer Ernennung im Dezember 2002. Das Lieblingsessen der 52-Jährigen ist Sauerbraten mit Apfelstückchen im Rotkohl.

Renate Drewke könnte die letzte Regierungspräsidentin in Arnsberg sein. Aber das will sie nicht hören. Sie will Sauerland, Westfalen und Ruhrgebiet zusammen halten, glaubt fest an den Erhalt der Regierungsbezirke – der Bewegung ihrer Partei in Sachen Verwaltungsreform, der von SPD-Ministerpräsident Peer Steinbrück angekündigten Reduzierung der Regierungsbezirke von fünf auf drei zum Trotz.

Auf die SPD lässt Drewke nichts kommen – vielleicht haben die Genossen sie deshalb zur einzigen Regierungspräsidentin des Landes gemacht. „Arbeit, Kinder, Partei“, in ihrem Leben habe es kaum etwas anderes gegeben. 1969 trat sie den Sozialdemokraten bei, „das gehörte einfach dazu“, Willy Brandt entlockt ihr heute noch ein „Boah“. Nach einem energischen Griff mit den apricotfarben lackierten Fingern nach der Schachtel Lord Extra verteidigt die überzeugte Sozialdemokratin auch die aktuellen Sozialreformen: Es müsse der Herzogsche Ruck kommen, „dieses Jammern manchmal, da werde ich verrückt.“ Die Leute sollten Zuversicht haben, daran glauben, „dass man was ändern kann“.

Ihre Biographie erklärt, warum sie daran glaubt. Mit 14 begann Renate Drewke eine Lehre bei der Hagener Stadtverwaltung. Mit 18 zog sie zu Hause aus, weil die elterliche Wohnung zu klein war: Drewke schlief auf einem Klappbett im Schlafzimmer ihrer Eltern. Der Vater war Schlosser, die Mutter blieb mit den Kindern zu Hause und ging später putzen, zunächst gegen den Willen des Vaters. „Meine Mutter hatte noch den Konflikt.“ Nach der Geburt der ersten ihrer zwei Töchter zu Hause zu bleiben, war für Drewke indiskutabel. „Wirtschaftlich abhängig zu sein, das war mir unerträglich.“ Auch im Mutterschaftsurlaub las sie weiter die Rundschreiben des Kommunalen Arbeitgeberverbandes Nordrhein-Westfalen. Dort war sie nach einer Zwischenstation bei der Sparkasse Hagen seit 1976 beschäftigt, hatte ihr nebenberufliches Studium an der Verwaltungsakademie für Westfalen zur Verwaltungsfachfau 1981 abgeschlossen.

Dennoch habe sie nie zielgerichtet eine Karriere verfolgt, versichert Drewke. „Man hatte Erfolg und dann wollte man immer mehr“, sagt sie. Das Geheimnis ihres Erfolges: Niemand habe sie als ernsthafte Konkurrenz um hochdotierte Posten wahr genommen – ob im Job oder in der Partei. Selbst die Kandidatur für den Landtag 1995 war zwangsläufig: Zwei Männer vertraten die Hagener SPD im Landtag. Fraueninteressen sollten von Frauen vertreten werden, dachte Renate Drewke, kandidierte und zog in den Landtag ein. Quotenfan ist sie bis heute. Der vehemente Einsatz für eine Frau auf dem Stuhl der Regierungspräsidentin brachte die Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) schließlich selbst nach Arnsberg. „Ich war froh, dass mich niemand angesprochen hat, weil ich mich so für eine Frau auf diesem Posten stark gemacht habe. Das war mir hinterher unangenehm.“

NADIA LEIHS