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Archiv-Artikel

Zweimal um die Welt

Reisen soll bilden: Aber das geht beim Filmdokument-Abend am Freitag im Arsenal auch mal ganz bequem im Kinosessel

Von TM
Filmdokument am Freitag, 28. Februar, um 19.30 Uhr im Arsenal: „Im Auto durch zwei Welten“ und „Bei den deutschen Kolonisten in Südwest-Afrika“

Den Flieger oder doch das Auto? Mit dem drohenden Zeigefinger der Ökobilanz vor Augen nimmt man besser gleich seine Beine in die Hand, pendelt im ÖPNV und sitzt dann im Arsenal beim freitäglichen Filmdokument-Abend allemal auf der sicheren Seite. Selbst das Fernweh lässt sich hier stillen. Mit Erinnerungen aus Zeiten, in denen Reisen noch wirklich Abenteuer meinten und sich niemand groß um das Verplempern von Ressourcen kümmerte.

Im Auto. Mit dem Flieger. Beides. Dazu bietet der Abend die Möglichkeit, zwei Frauen kennen zu lernen, die ihre wagemutigen Aufbrüche auch mit der Kamera dokumentierten. 1927 machte sich Clärenore Stinnes auf, was dann die erste Autofahrt einer Frau um die Welt werden sollte. Vom schwedischen Kameramann (und ihrem späteren Gatten) Carl Axel Söderström wurde die zweijährige Expedition über den Balkan, die Sowjetunion, China, Japan und Amerika dokumentiert. Diesem „Im Auto durch zwei Welten“ ist ein Film von Elly Beinhorn an die Seite gestellt, die gleichfalls einmal um die Welt gekommen ist. Im Flugzeug. Als erste Frau flog sie allein über die Alpen, und von einem Afrikaflug brachte sie den Film „Bei den deutschen Kolonisten in Südwest-Afrika“ mit, bei dem etwa Aufnahmen einer Sonnwendfeier deutscher Pfadfinder in Windhuk zu sehen sind. Auch unterwegs schleppt man eben sein Weltbild mit. Deswegen verweist Jeanpaul Goergen (der die Einführung halten wird) doch darauf, dass beide Filme „auch ein ausgeprägt europazentriertes und kolonialistisches Denken“ offenbaren.

Ohne Beinarbeit geht nichts. Auf dem Rückweg von einem Flug nach Afrika hatte Elly Beinhorn einen Ölrohrbruch und musste notlanden. Mitten in der Wüste. Vier Tage verbrachte sie in der Ödnis, bis sie dank hilfreicher Tuaregs in einem 50 Kilometer langen Marsch Timbuktu erreichte. Zu Fuß. TM