grüne optionen : Kluge Taktik mit Erklärungsbedarf
Hamburgs Grüne wollen wieder regieren. Und deshalb wagen sie einen taktischen Spagat, der nicht ohne Risiken ist. Letztlich birgt er Zündstoff ohne Ende.
Kommentarvon SVEN-MICHAEL VEIT
Dass Rot-Grün die nahe liegendste Koalition ist, liegt auf der Hand. Erstmals aber flirtet die GAL unübersehbar mit der schwarz-grünen Option. Und das auf den ersten Blick unvereinbar Scheinende ist von der Realität so weit gar nicht entfernt.
In einer möglichen Bürgerschaft aus CDU, SPD und GAL (mit oder ohne den Schill, den niemand will) liegt die Mehrheit bei Rot-Grün, oder sie ist nur mit der Union zu machen. Deshalb ist die GAL nicht schlecht beraten, zweigleisig zu fahren.
Denn preiswerter Mehrheitsbeschaffer der SPD wollen die Grünen nie wieder sein, die Lektion haben sie gelernt. Also brauchen sie die schwarz-grüne Option als Drohkulisse gegen die Sozialdemokratie. Die kann nur mit der GAL den Bürgermeister stellen, nicht als Juniorpartner von Beusts – und dies brächte die Grünen in die ungewohnte Situation der Umworbenen.
Das Risiko jedoch ist hoch. Mit einer Union zu koalieren, die zuvor den Pakt mit Schill ohne inhaltliche Probleme schloss, ist hochbrisant. Zudem wird, wer nur taktiert, leicht Opportunismus nachgesagt. Entstünde der Eindruck, die GAL wolle um jeden Preis regieren, würde der Verlust an Glaubwürdigkeit allerdings mittelfristig katastrophale Folgen haben.
Polittaktisch ist der grüne Weg richtig. Jetzt muss er potenziellen WählerInnen nur noch überzeugend erklärt werden.