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Archiv-Artikel

Reinduktion von Wärme

Wie gefühlvoll minimal sein kann, beweist heute das Londoner Cybersoul-Trio Spacek im Mojo

Es ist nicht so, dass man viel über Spacek herausfinden könnte. Selbst wenn man wollte. Ein unbefriedigender Zustand, der sich nach dem Hören ihrer Veröffentlichung Curvatia (2001) und etlichem Suchmaschinengewühle zu purem Verlangen steigerte.

Eine raffinierte Marketing-Methode – wenn es denn eine wäre – die auch den musikalischen Rahmen für das neue Album Vintage Hi-Tech vorgibt, der in Wirklichkeit allerdings gar nicht existiert. Denn bei Spacek wird – wie bei den Infos über sie – Raum für Notizen gelassen, bevor Sänger Steve Spacek seinen Gesang beinahe flüsternd über die Beatgerippe legt, die so konsequent abgespeckt wurden, dass von schwülstigem TripHop oder NuJazz kaum die Rede sein kann. Eher ist es der gezielt eingesetzte Garage- und HipHop-Einfluss, der den Sound zu einer über dem Boden schwebenden Fläche macht, die durch Funkshuffles und Swingverschleppung im Kopf zu vibrieren beginnt.

Zu neu und andersartig klang das, was einem 2001 nur die besten Freunde vorspielten, wenn sie gerade ganz tief im Plattenladen gewühlt hatten. Ein Problem, das das damalige Label dazu veranlasste, lieber gar keine Platte mehr mit Trommler Morgan Zarate (auch bei Attica Blues tätig), Gitarrist Edmund Cavill und Sänger Spacek zu machen. Zuvor hatte es bereits die Veröffentlichung von Curvatia ein ums andere mal verschoben. Ein unerträglicher Zustand, der das Label K7 dazu bewog, nach mehreren uninspirierten Veröffentlichungen mal wieder ein schönes und nicht vollständig durchdekliniertes Stück Musik für die wachsende Zahl desorientierter Hörer herauszubringen.

Offen bleiben muss, ob die drei auf der Bühne tatsächlich klingen wie „Terence Trent D‘Arby meets Portishead in the year 2032“, wie ein Internetuser behauptet. Einem – wahrlich kostspieligen – Bandauftritt scheint das Label einen DJ-Auftritt mit Gitarrenbegleitung und Spacek am Mikrofon vorzuziehen. Hoffentlich wurde da nicht am falschen Ende gespart. OKE GÖTTLICH

DJ-Gig mit Jay Scarlett, Morgan Zarate und Steve Spacek am Mikrofon: heute, 23 Uhr, Mojo