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Archiv-Artikel

SPD sucht Lösung im Mastenstreit UMTS-Masten können höher gebaut werden

Kompromiss über UMTS

Von kawe

Bremen soll Modellstadt für die modernen Multimedia-UMTS-Handys werden, und deshalb werden seit Monaten Standorte für 692 Antennenmasten gesucht. 450 Standorte sind im Konsens gefunden, 150 werden noch gesucht – über gut 50 gab es Streit mit den Anwohnern. Gesundheitsgefährdungen durch die permanent und über Jahre wirkende Strahlung sind zwar bisher nicht nachweisbar, aber es gibt auch niemanden, der sich für die Unbedenklichkeit verbürgen würde. „Man kann es nicht ausschließen, dass es schädlich ist“, fasst der Umweltpolitiker der SPD, Joachim Schuster, das politische Problem zusammen. Und deshalb haben sich die SPD-Politiker mit Behördenvertretern und dem Experten der Bürgerinitiative Scharnhorststraße, dem Umweltbiologen Wolfgang Kessel, an einen Tisch gesetzt.

Die Messungen von Kessel haben ein komplexes Bild ergeben: Wer ganz nah an den UMTS-Masten wohnt, ist eher „unbelastet“ von Strahlungen. Je nach Abstrahl-Winkel verteilen sich die Orte der höchsten Belastung, im Fall Scharnhorststraße lag der Maximum-Punkt sogar 200 Meter vom Sendemasten entfernt. Um sicher zu sein, müssten die Anwohner also permanent die Strahlungen kontrollieren – solche Messungen sind aber nicht ganz billig. Die Stadt hat seit Monaten Probleme, weil die Messgeräte des Gewerbeaufsichtsamtes nicht sensibel genug waren für die Messungen der geringen Strahlungsmengen.

Entscheidend ist ein anderes Ergebnis des Gespräches: Wenn man den Mast 10 Meter höher baut, sinkt die Strahlenbelastung am Boden um ein Vielfaches. Die Netzbetreiber scheinen dazu bereit, wusste der Baupolitiker der SPD, Carsten Sieling, zu berichten – schon um endlich Ruhe zu haben.

Für den Baubiologen Kessel wäre diese Lösung durchaus vertretbar, zumal die Belastung durch die UMTS-Masten wesentlich geringer sind als die durch die üblichen Schnurlos-Telefone, die heute in allen Haushalten stehen. Die Strahlung des DECT-Telefons, das in einigen Metern Abstand zu Küche und Schlafzimmer 24 Stunden lang pulst, sei mindestens so intensiv wie ein UMTS-Sendemast 50 Meter vor der Haustür, sagt Kessel. Die Siemens- und Telekom-Geräte etwa nutzen die schädliche „moderne“ DECT-Technik, obwohl sie fürs Telefonieren keinen Vorteil bietet gegenüber der alten, weitgehend unschädlichen Technik der „CT 1+“-Geräte. Marken wie Audioline, Alpha oder Commodore bieten auch heute noch die ungefährlicheren Schnurlos-Geräte an.

In Sachen UMTS-Masten soll die Baudeputation am 20. März die Standards für geeignete Plätze festlegen, kündigten die SPD-Politiker an. Danach soll es auch an allen umstrittenen Standorten Messungen des Strahlenfeldes geben. Auf Grundlage der Messungen werde dann mit den Beiräten geprüft, ob die Masten höher gebaut werden können oder ob mehrere Masten mit geringeren Strahlen-Leistungen gebaut werden sollen. Standorte zu finden scheint kein Problem: Für Hausbesitzer ist der Mast auf dem Dach erstens unbedenklich und zweitens eine gute Einnahmequelle. kawe

Nähere Informationen unter www.umweltanalytik-kessel.de