berliner szenen Fahrrad verschwindet

Peu à peu

Die Fahrradsaison hat für mich noch nicht begonnen, da kann die Sonne scheinen, wie sie will, da bin ich stur: Winter ist Winter. In der Regel lasse ich das Fahrrad bis weit in den März hinein ohne Bewegung sein. Ein Problem aber gibt es: Fest angekettet mit einem Spezialbügelschloss, aber trotz allem nicht einsam, da mit einer Laterne in der Arndtstraße über Monate vereint, vermehren sich die Spuren der Verwitterung. Ich aber bleibe überaus locker, denn bald bekommt es ja seine Inspektion im Fachgeschäft, und fertig ist der Lack und alles andere.

Trotzdem erregt mein Mountainbike viel Aufsehen bei anderen Mitbürgern. Erst ist es nur die Luft, die im Vorderreifen fehlt, so was passiert auch von allein. Bald aber fehlen Sattel und Gepäckträger, was für mich leider immer noch nicht Warnung genug ist, um mein Fahrrad besser zu sichern oder gar in den Hinterhof zu holen. Meine Bequemlichkeit und Gutgläubigkeit siegen. Ein fataler Fehler, denn ein ramponiertes Fahrrad mit fehlenden Funktionsteilen sorgt bekanntlich für viel mehr Aufmerksamkeit als ein nagelneues oder funktionstüchtiges. Ja, es lädt geradezu dazu ein, ordentlich ausgeplündert zu werden.

Ein paar Wochen später fehlen dann auch Vorderreifen, Lenker, Gabel und Rahmen. Nur noch das Hinterrad mitsamt Bügelschloss hängt an der Laterne. Ein Hinterrad nützt mir wenig, wie ich einsehen muss, weshalb ich das Schloss großzügig entsichere und das Rad neben die Laterne lege. Es dauert nicht eine Nacht, dann ist auch dieses weg. Vielleicht hat jetzt einer alles, was er braucht, und kann mein ehemaliges Fahrrad aus den Einzelteilen wieder komplett zusammenbauen. Das immerhin ist ein tröstlicher Gedanke.

TATJANA WIESE