: „Wir sind durchaus gern gesehen“
Der Polizist im Ruhestand, Lothar P., läuft seit drei Jahren auf Honorarbasis als Parkwächter in Neukölln Streife. Die größten Probleme hat er mit Hundehaltern, Grillern – und Frauen. Er fordert eine höhere Kontrolldichte
taz: Herr P., eigentlich könnten Sie sich als Rentner auf die faule Haut legen. Was motiviert Sie, in Neukölln als Parkwächter zu arbeiten?
Lothar P.: Als Bürger fühle ich mich verantwortlich für meinen Bezirk. Es ärgert mich, wie die Parks aussehen. Die Leute machen aus Gemeinwohl Meinwohl. Wir haben wunderbar hergerichtete Grünanlagen. Am nächsten Tag kommt man und es schwimmen Bänke im Wasser, die Wiesen sind von Hundekot verschmutzt, Frischaussaaten zerstört, weil sich Leute mit Decken darauf gelegt haben.
Was ist das größte Probleme?
Es gibt zwei Hauptgruppen: die Hundehalter, die ihren Hund frei herumlaufen lassen. Vor allem die großen Tiere, die die Kinder erschrecken, sind ein Problem. Die zweite Gruppe sind die Griller. In der Hasenheide kommt es vor, dass ein ganzer Hammel auf den Spieß gelegt wird. Das ist im Einzelfall nicht schlimm. Aber wenn es alle täten, hätten wir bald keine Natur mehr, sondern nur noch Qualm.
Was machen Sie im Fall der frei laufenden Hunde?
Wir weisen darauf hin, dass das Tier an die Leine zu nehmen ist, dass es sich um einen Ordnungswidrigkeitsverstoß nach dem Grünanlagengesetz handelt. Wenn ein Hund in der Nähe von Kindern herumrennt, versuchen wir selbstverständlich ein Bußgeld einzufordern.
Und wenn der Hundehalter die Herausgabe seiner Personalien verweigert?
Dann versuchen wir, nicht von seiner Seite zu weichen und über Handy einen Funkwagen herbeizurufen. Wir Honorarkräfte haben ja nur Jedermannsrechte. Das heißt, wir dürfen niemanden festhalten.
Was machen Sie, wenn der Betreffende Fersengeld gibt?
Wenn er nicht zu schnell ist, bleiben wir dran.
Werden Sie oder Ihre Kollegen dabei auch mal handgreiflich?
Die Leute, die in Neukölln zusammenarbeiten, wissen schon, wie man mit Menschen umgeht. Wir lassen uns auf keine Konfrontation ein. Wird es zu kritisch, brechen wir ab. Man muss die Kirche ein bisschen im Dorf lassen und nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit vorgehen.
Wird es oft kritisch?
Das ist nicht die Regel, passiert aber durchaus.
Werden Sie auch körperlich angegriffen?
Es gibt immer wieder Versuche. Aber das ist nicht die Tagesordnung. Wissen Sie was? Am schlimmsten sind die Frauen. Auuh, die kratzen!
Sie sprechen von Hundehalterinnen?
Auch von anderen. Ich sage nur: Schmuckreisig. Die schneiden einfach Blumen und Zweige ab. Wenn man sie anhält, heißt es: Das sind doch nur drei Ästlein. Von wegen. Wenn in ganz Neukölln 100.000 Bewohnerinnen jeweils drei Äste abschneiden, ist der Bezirk kahl.
Die Hundekotverordnung gibt es schon seit 1987. Warum richtet sich kaum jemand danach?
Vielleicht liegt das in der Natur des Menschen. Wenn ich eine Sperre aufbaue, diese aber nicht bewache, kann ich sie auch weglassen.
Glauben Sie, dass die Leute pfleglicher mit ihrer Umgebung umgehen werden, wenn es die neuen Ordnungsämter gibt?
Davon bin ich überzeugt. Um die Dinge in den Griff zu bekommen, ist eine höhere Kontrolldichte erforderlich.
Als Parkwächter ist man bestimmt nicht sonderlich beliebt.
Das ist nicht wahr. Wir hören oft: „Schön, dass ihr da seid.“ Wir sind durchaus gern gesehen. Eine junge Mutter ist sogar schon mal auf eine Bank geklettert und hat nach uns Ausschau gehalten, als ein Hund auf einem Spielplatz eine Sandkiste umgegraben hat. Es hat sich auch schon einiges geändert. Die Parks sind nicht mehr so versaut wie früher.
INTERVIEW: PLUTONIA PLARRE
Hinweis: LOTHAR P., 60, ist Polizeibeamter im Ruhestand. Er arbeitet seit drei Jahren 12 Stunden pro Woche auf Honorarbasis als Parkwächter in Neukölln